Page 7 - Spielfeld_Februar_2016
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 11 FAKTEN
... ÜBER PLATZVERWEISE Mixed Zone
Sie gehören zu den emotionalsten Situationen im Sport und sorgen seit Jahrzehnten für Diskussionen und denkwürdige Reaktionen: Platzverweise. Wir haben historische Fakten, kuriose Rekorde und einige legendäre Hinausstellungen der Fußball-Geschichte gesammelt.
1. Platzverweise gehören zum Fußball. Bereits 1877 führte der englische Verband FA die Hin- ausstellungen für Spieler ein. Allerdings dauerte es noch fast 100 Jahre, bis 1970 die ersten Gelben und Roten Karten auf Fußballplätzen gezeigt wurden. Die gelb-rote „Ampelkarte“ wurde sogar erst 1991 eingeführt.
2. Das WM-Spiel zwi- schen Argentinien und England 1966 gilt als Auslöser für die Einführung der Karten. Schiedsrich- ter Rudolf Kreitlein aus Fürth hatte ei- nen mündlichen Platzverweis gegen
einen Argentinier ausgesprochen. Da der Spie- ler dies allerdings nicht verstand – oder eben nicht verstehen wollte – verblieb er noch neun Minuten auf dem Rasen. Es folgten Tumulte, in denen auch englische Spieler ihre Verwarnungen ignorierten.
3. Der englische Schiedsrichter Ken Aston schlug daraufhin vor, in Zukunft Gelbe und Rote Karten als unmissverständliche Signale einzu- führen – farblich orientiert an den Farben von Ampelanlagen im Straßenverkehr. Bei der WM 1970 wurden Schiedsrichter erstmals mit den Karten ausgestattet.
4. Die erste Rote Karte der Bundesliga sah der Bochumer Lothar Kobluhn, der am 10. Oktober 1970 in Kaiserslautern von Schiedsrichter Dieter Heckeroth vom Platz gestellt
wurde. Den ersten Platzver- weis in der Bundesliga kas- sierte allerdings Weltmeister Helmut Rahn (Foto) am 14. September 1963 im Trikot des Meidericher SV gegen Hertha BSC Berlin.
5. Im Jahr 2000 stellte der walisische Amateur-Fuß- baller Lee Todd einen Rekord für die schnellste Rote Karte auf. Schon nach zwei Sekunden f log er vom Platz, nachdem er sich unmittelbar nach dem Anpfiff beim Schiedsrichter unflätig über den lauten Pfiff beschwert hatte.
6. Walter Boyd von Swansea City hatte es 1999 sogar geschafft, nach null Sekunden Rot zu sehen, allerdings stand er bei Spielbeginn nicht auf dem Rasen, sondern wurde erst zwei Minu- ten vor dem Ende eingewechselt. Doch bevor das Spiel wieder freigegeben war, rammte der Jamaikaner seinem Gegenspieler den Ellbogen ins Gesicht – Platzverweis.
7. Einen kuriosen Platzverweis sah auch Oliver Kahn 2003 im Spiel des FC Bayern bei Hansa Rostock. Angesichts des 2:3-Rückstands stürmte er in der Schlussphase mit nach vorn. Er traf sogar zum Ausgleich – allerdings per kunstvollem Fauststoß. Da er zuvor schon Gelb gesehen hatte, wurde er vom Platz gestellt. Kahns Kommentar: „Ich dachte, im Strafraum darf ich mit den Fäus- ten an den Ball.“
8. Javier Mascherano erfand 2013 im WM-Quali- fikationsspiel seiner Argentinier gegen Ecuador eine weitere Art, vom Platz zu fliegen. Dabei wurde er eigentlich vom Platz gefahren – ver- letzt in einem Golfkart. Allerdings ging es ihm zu schnell. Und da der Sanitäter nicht reagierte, nahm er das Problem selbst in die Hand – besser gesagt, in den Fuß: Der Argentinier trat dem Sanitäter in den Rücken. Seine Erklärung: „Ich habe ihn gebeten, nicht zu schnell zu fahren, aber er hat meine Worte ignoriert. Darauf habe ich reagiert.“
9. Unter den Spielern der argentinischen Fünft- ligisten Claypole und Victoriano Arenas gab es im März 2011 hingegen keinen klaren Sün- denbock. Nach einer Massenschlägerei zeigte Schiedsrichter Damien Rubino 36 (!) Mal Rot – an sämtliche Spieler, Ersatzspieler und beide Trainer. Weltrekord.
10. In England kam es 2005 zu einem Spielab- bruch, da Referee Andy Wain völlig die Fas- sung verlor: Erst lief er wütend auf einen meckernden Spieler zu und schmiss Pfeife und Karten weg. Dann stopp- te er ab und zeigte sich selbst die Rote Karte. Sei- ne Begründung: „Wenn das ein Spieler gemacht hätte, hätte ich ihn des Feldes verwiesen. Also musste ich gehen.“
11. Eine sehr berühmte Rote Karte sah Weltmeis- ter Zinedine Zidane. Das WM-Finale 2006 in Berlin wurde zu ei- nem Duell: Zidane traf nach einem von Marco Materazzi verursachten Foulelfmeter zum 1:0, ehe der italienische Ver- teidiger per Kopf zum 1:1 ausglich. Doch am Ende prägte statt des erhofften Fotos mit WM-Pokal in der Hand ein anderes Bild die globale Erinne- rung: Der Franzose, wie er mit dem Kopf voran auf Materazzi losgeht. Der Italiener hatte ihn zuvor verbal übel pro- voziert. Zidane sah Rot, Italien gewann den Titel im Elfmeterschießen. Auch Materazzi verwan- delte sicher.
              SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
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