Page 66 - Spielfeld_Februar_2016
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„Es gibt kein Patentrezept für alles. Es sind Individuen und entsprechend muss man sie auch behandeln.“ DIETMAR PFÄHLER
Zudem verfügt er über ausgewiesene Manage- ment-Fähigkeiten, ein Charakterzug, den Dietmar Hopp sehr früh erkannte, und seinen früheren Mitarbeiter auch nach dessen Ruhestand bei der SAP entsprechend einsetzte. Dabei baut der Vater von drei erwachsenen Töchtern vor allem auf das Prinzip der Eigenverantwortung: „Ich gebe am liebsten nur die Ziele, die Linien vor. Ich spiele nicht gern den Chef, sondern lasse den Menschen Raum zur Entfaltung, unterstütze Menschen gerne in ihrer Entwicklung.“ So be- greift er auch seine neue Aufgabe bei ‚Anpfiff ins Leben‘, die er im Juli 2015 als Nachfolger des Gründers Anton Nagl angetreten hat. Er fand dabei eine gut funktionierende Organisation vor, baute darauf auf, modernisierte behutsam den einen oder anderen betrieblichen Prozess. Und nun geht es darum, den Verein ‚Anpfiff ins Leben‘ noch zielgenauer aufzustellen. Denn die Zielsetzung ist ehrgeizig: „Wir würden gerne zum deutschlandweiten Vorbild für andere Jugend- förderkonzepte werden“, sagt Pfähler.
Schleichende Veränderung
Denn schließlich stellen sich heute im Umgang mit Kindern und Jugendlichen andere Fragen als vor 15 Jahren. „Die Veränderungen sind schlei- chend. Man selbst hat immer das Gefühl, exzel- lente Arbeit zu machen, aber wir müssen immer wachsam bleiben, wie sich Dinge verschieben, wo wir eine andere Ansprache brauchen.“ Die Herausforderung dabei: „Es gibt kein Patentrezept für alles. Es sind Individuen und entsprechend muss man sie auch behandeln.“ Denn klar ist für den ‚Anpfiff ins Leben‘-Vorsitzenden: Kinder,
die für den Sport begeistert werden, haben eine stabile Grundlage für das spätere Leben. Das gilt für die überaus ambitionierten Kicker aus der achtzehn99 AKADEMIE ebenso wie für die sozial schwächeren Kinder und Jugendlichen aus dem Förderzentrum im Brennpunkt-Viertel in Ludwigshafen.
Sie alle werden auf das Berufsleben vorbereitet, jeder aus den U15-Teams der Partnervereine geht durch ein so genanntes Scouting: Wo steht der Jugendliche sportlich? Welcher Schulabschluss bietet sich an? Welche beruf lichen Vorstellungen und Ideen hat der Jugendliche? Was interessiert ihn? Entsprechend bietet ‚Anpfiff ins Leben‘ den jungen Erwachsenen im Zusammenspiel mit Unternehmen aus der Region Praktika an, veranstaltet Workshops, ist Türöffner für Aus- bildungsplätze und Arbeitsstellen. Damit ist der gemeinnützige Verein auch eine ideale Alternative für junge Fußballer, deren Traum von der großen Profi-Karriere sich eben nicht realisieren lässt. Spieler, die etwa in den Nachwuchsteams der TSG Hoffenheim spielen, aber denen der Aufstieg in den bezahlten Fußball verwehrt bleibt, erhalten durchgängig die gleiche Förderung, können in einem der Partnervereine ihre sportliche Lauf- bahn ambitioniert fortsetzen und nebenbei das Leben danach in Angriff nehmen. Denn das macht die ‚Anpfiff‘-Idee entscheidend aus: „Für uns ist es eine Erfolgsstory, wenn ein jugendli- cher Fußballer später als Landschaftsgärtner, im Autowerk oder in der Verwaltung arbeitet“, sagt Pfähler. „Wenn sie ihren Platz im Leben und im Sport gefunden haben, bin ich glücklich. Dann haben wir gewonnen.“
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