Page 57 - Spielfeld_Februar_2016
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   Verein
 Ihre Geschichte, ihr Weg nach Hoffenheim aber war ver- schlungen. In der Heimat Rumänien begann das überaus sportliche Mädchen mit dem Schwimmen, ehe im Alter von 13 Jahren, quasi auf dem Schulhof bei der Korbjagd in der Pause, ihr herausragendes Basketball-Talent entdeckt wurde. Im straffen wie ambitionierten Sportfördersystem des einst kommunistischen Landes blieb ihr Können folgerichtig nicht unentdeckt. Die junge Cristina spielte fortan für Vointe Buka- rest, lief mit 16 Jahren gleichzeitig in der B-, in der A-Jugend und für die erste Damen-Mannschaft auf.
Als Au-Pair-Mädchen kam sie nach Stuttgart
Mit der rumänischen Junioren-Nationalmannschaft fuhr sie zu Turnieren, galt als große Hoffnung – und verdiente mit dem Basketball, der in Rumänien einen hohen Stellenwert besitzt, ihr eigenes Geld. Doch als sie den Verein wechseln wollte, legte der Club sein Veto ein. Die junge, selbstbewuss- te Cristina („Ich bin ein Sturkopf“) trainierte dennoch beim vermeintlich zukünftigen Verein mit – und kassierte vom Verband eine zweijährige Sperre. Die Basketball-Karriere der Auf bauspielerin war jäh beendet. Cristina beschloss, für ein Jahr als Au-Pair-Mädchen nach Deutschland zu gehen – und landete im April 1995, an ihrem 19. Geburtstag, in Stuttgart. Das Kapitel Basketball war eigentlich abgeschlossen, aber jeden Tag, wenn sie aus dem Haus ihrer Gastfamilie blickte, erspähte sie gegenüber ein Basketballfeld. „Irgendwann bin ich einfach rüber und hab‘ zum Spaß ein paar Körbe geworfen.“
Ihr Können aber blieb nicht verborgen – und so landete sie beim Landesligisten MTV Stuttgart, zog weiter nach Feuerbach und stieg dort bis in die Regionalliga auf. Nach der Insolvenz der Spielvereinigung Feuerbach kam Cristina Weiser zum SV Böblingen. „Diesem Verein verdanke ich alles“, sagt Weiser heute noch. Neben der eigenen aktiven Karriere betreute sie dort die gesamte Jugend, war fast täglich von 15 bis 22 Uhr in
TERMIN UND KONTAKT
Das Basketball-Training für Kinder zwischen acht und zehn Jahren findet dienstags von 16.30 – 17.45 Uhr in der Sporthalle am Großen Wald statt. Wer mitmachen möchte, kann einfach ohne Anmeldung vorbeischauen.
Bei Fragen können Sie sich bei Trainerin Cristina Weiser (Tel.: 0178 / 4142932) oder TSG-Abteilungsleiterin Ariane Weber (Tel. 0172 / 5754901 oder E-Mail-Adresse: ariane.weber@achtzehn99.de) melden.
Auch weitere Übungsleiter wären selbstverständlich herzlich willkommen.
der Halle. Schon zuvor hatte sie als pädagogische Mitarbeiterin im Stuttgarter Jugendtreff mit Blick auf den Gefängnishof der JVA Stammheim den Kindern im Alter zwischen zehn und 14 Jahren die Lust am Basketball vermittelt. Es war eine harte Schule – wie gemacht für die ambitionierte Kämpferin Cristina Weiser, die sich leidenschaftlich für ihren Basketball stark machen kann. „Es ist ein wunderbarer Sport“, schwärmt Weiser. „Er fordert viel Kreativität und Ballgefühl, ist sehr komplex und zudem auch noch schön anzuschauen.“ Nur im Fernsehen, da wo auch Kinder bisweilen dazu animiert werden, sich mit dem Sport auseinanderzusetzen, findet der Basketball – obgleich oft als Trendsportart bezeichnet – kaum statt. Es regiert der Fußball.
Für Weiser aber gab es nie eine Alternative zu ihrem Sport. Nach Stationen in Waiblingen, Ettlingen und Eppingen zog sie mit ihrem Mann Thomas, den sie in Stuttgart kennengelernt und 2006 geheiratet hatte, nach Sinsheim. Der Basketball be- gleitete sie, auch wenn nach der Geburt von Sohn Lukas (2007) und Tochter Lisa (2009) nicht viel Zeit blieb für ein größeres Engagement. Manchmal aber gab sie mit der „Ballschule“ Kurse im Kindergarten, wo eines Tages eine Oma anmerkte, wie toll sie mit den Kindern umgehe. Es war Gudrun Berberich, die heute selbst noch eine Turngruppe im Club leitet. Berberich stellte den Kontakt zu Abteilungsleiterin Ariane Weber her – und prompt war Weiser Teil der TSG-Familie. „Ich bin Ariane sehr dankbar, dass sie mir diese Chance gegeben hat.“
Über den durchaus beschwerlichen Weg macht sich Weiser keine Illusionen. „Ein bis zwei Jahre braucht es, um nachhaltig etwas aufzubauen.“ Doch faule Kompromisse macht sie deshalb noch lange nicht. „Ich setze auf Leistung“, sagt Weiser. „Ich kenne es auch nicht anders.“ Sie wünscht sich, dass sie bei der TSG etwas auf bauen kann, dass Kinder wie Eltern diesen Weg mitgehen. Sie will es versuchen, denn sie weiß dank solcher Begegnungen wie jener mit Mario Krmpotic: Es lohnt sich.
SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
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