Page 50 - Spielfeld_Februar_2016
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 1899 HOFFENHEIM SAN FRANCISCO BAY AREA FANCLUB
GOODBYE DEUTSCHLAND, HELLO HOFFE
Der Meckesheimer Tom Enderes entdeckte erst in den USA seine Liebe zum Fußball und zur TSG
Es kommt vor, dass Tom Enderes mit weit aufgedrehten Lautsprechern durch die Stadt fährt und mit seinen bei- den Töchtern im Auto lauthals die Hoffe-Hymne singt.
Oder das Badnerlied. Klingt nicht komisch, ist es aber: Familie Enderes lebt 9.217 Kilometer von Sinsheim entfernt – in San Francisco. Im September 2011 hat er den „1899 Hoffenheim San Francisco Bay Area Fanclub“ gegründet.
Eigentlich hat er sich nie für Fußball interessiert. Auch nicht, als er noch in Meckesheim lebte. Und Hoffenheim? „Ich bin sicher 100 Mal durchgefahren, auf dem Weg nach Sinsheim. Dort gab es einen Blumenladen und eine Blitzerampel“, erinnert er sich. 1999 zog Enderes aus beruflichen Gründen nach England, 2001 in die USA. Fußball hatte er von da an noch weniger auf dem Schirm – und Hoffenheim sowieso. Bis 2009 sein Au-pair-Mädchen aus Leimen beiläufig meinte: „Heute spielt Hoffenheim gegen Bayern München.“ Enderes konnte es nicht glauben: „Und ich bin der Papst von Rom.“ Sie hatte recht. Der Blumenladen-Raserradar-Ort hatte es in die Eliteliga geschafft. „Meine Heimat in der Bundesliga. Das fand ich toll.“
Nach und nach wuchs das Interesse und seither verfolgt er die Spiele – so gut es in den USA eben geht. Im Fernsehen werden zwar Bundesliga-Partien übertragen, in der Regel aber nur die Bayern- oder Dortmund-Spiele: „Spiele, bei denen wir auf die Latt’ kriegen“, sagt Enderes. Also verfolgt er morgens um 6.30 Uhr in der Regel den Liveticker. Public-Viewing gibt es in San Francisco auch: „Wir haben hier ein paar Fußball- bars. Da drinnen denkst du, du bist in einer anderen Welt. Oft kommst du bei Fußballübertragungen gar nicht mehr rein.“ Und das, obwohl in den USA eigentlich andere Sport- arten regieren. Enderes drückt es so aus: „In Amerika und in Deutschland gibt es je drei große Sportarten. In Amerika: Basketball, Baseball und American Football. In Deutschland: Fußball, Fußball, Fußball.“
Trotzdem fand er sieben Mitstreiter und gründete am 26. September 2011 den Fanclub. Inzwischen sind sie zu neunt – gebürtige Deutsche, Amerikaner und ein Däne. Er musste schon ein bisschen rumfragen, aber es gab auch Spiele, die überzeugten: In der Stamm-Bar lief 2013 die Partie gegen Borussia Dortmund, bei der die TSG spektakulär noch auf den Relegationsplatz kletterte. Dort lernte Enderes ein heu-
Tom Enderes und der „1899 Hoffenheim San Franciso Bay Area Fanclub“.
tiges Mitglied kennen. „Es ist einfach, hier Barcelona- oder Bayern-Fan zu sein. Der ,Mia San Francisco’-Fanclub hat 350 Mitglieder. Bei Hoffenheim sieht es da schon etwas anders aus. Aber wer, wenn nicht ich, sollte einen Fanclub gründen?“, fragt Enderes. Durch die Zeitverschiebung treffen sich die Mitglieder in der Regel bei anderen Events, etwa bei Übertra- gungen von EM-Qualifikationsspielen oder auch mal zu einem Basketballspiel der Golden State Warriors, dem heimischen NBA-Team, das die laufende Saison dominiert. Das macht dem Basketball-Fan Hoffnung: „Vielleicht ist es nicht ganz vergleichbar, aber vor einigen Jahren standen die Warriors noch schlechter da als Hoffenheim im Moment. Das hat sich fundamental gedreht.“ Den Optimismus seiner Landsleute hat er längst verinnerlicht: „Der Huub wird’s schon packen.“
1899 HOFFENHEIM SAN FRANCISCO BAY AREA FANCLUB
Gegründet: September 2011 Mitglieder: 9
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