Page 38 - Spielfeld_Februar_2016
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 SPRECHSTUNDE BEI DR. FRÖLICH
DER LAKTATTEST
  Laktattests sind ein steter Begleiter des Profisports und helfen bei der Fitness-Überprüfung der Ath- leten. Laktat ist ein Salz der Milchsäure und ein Produkt, das beim Stoffwechsel in den Muskeln entsteht. Es entsteht, wenn die Muskulatur nicht mehr genügend Sauerstoff während der Belastung erhält. Das führt zur Übersäuerung.
Beim Laktattest wird den Sportlern während Ausdauerbelastungen – möglichst sportartspezi- fisch, zum Beispiel auf dem Ergometer oder dem Fußballplatz – Blut am Ohr abgenommen, um den Laktatwert im Körper zu bestimmen. Denn Laktat entsteht, wenn während körperlicher Anstrengung die aerobe Energiegewinnung nicht ausreicht, um die Muskeln zu versorgen. Durch die Konzentration an Laktat im Blut können Aussagen über die Ausdauerleistungsfähigkeit des Sportlers getätigt werden.
Jeder Mensch hat eine Schwelle, an der die Menge an Laktat, die vom Körper abgebaut wird, genauso groß ist wie die, die produziert wird: Das ist die anaerobe Schwelle bzw. die Laktatschwelle, die normalerweise bei einer Konzentration von 4 mmol/l liegt. Ist die Schwelle überschritten, sinkt die Leistungsfähigkeit. Durch gezieltes Training aber kann die individuelle Laktatschwelle verscho- ben werden, der Sportler kann mehr leisten.
Dr. Thomas Frölich, Facharzt für Chirurgie und Allgemeinmedizin, praktiziert als Experte für Sportverletzungen am ETHIANUM Heidel- berg. Der 56-Jährige ist zudem Mannschaftarzt der TSG.
Laktattests gehören seit Jahrzehnten zur Leistungsdiagnostik im Fußball – werden aber auch seit langer Zeit kontrovers diskutiert. Wie nützlich sind sie wirklich?
„Wenn man Laktattests über Monate oder Jahre durchführt und die Ergebnisse verfolgt, kann man durchaus Lehren für die Trainingsarbeit ziehen. Aber man darf natürlich nicht die Fitness eines Spielers oder gute Trainingszustände allgemein nur am Laktat messen. Das ist ein kleiner Mosaikstein, der den Trainern aber durchaus helfen kann.“
Wie viele Tests muss man in welchem Zeitraum absolvieren, um eine maximale Aussagekraft zu erhalten?
„Idealerweise am Beginn und am Ende von Vorbereitungsphasen. Zusätz- lich einmal während der laufenden Vor- bzw. Rückrunde, bei individuellen Fragestellungen auch häufiger. Man sollte die Tests über einen längeren Zeitraum durchführen und die Ergebnisse über Jahre verfolgen, um eine ideale Aussagekraft zu erzielen.“
Welche Formen der Leistungsdiagnostik empfehlen Sie?
„Entscheidend ist, dass die Tests nahe an der Sportart sind, die man betreibt. Früher wurden Laktattests auf dem Fahrrad durchgeführt, das war für Fußballer nicht optimal. Deshalb führt man sie mittlerweile als Feldstufentests auf der Tartanbahn oder auf dem Rasen durch. Noch aufschlussreicher ist es für uns, die Spieler ständig überwachen zu können. Etwa durch bestimmte Chips, die sich in der Trainingskleidung befinden, oder durch Brustgurte. Dann weiß man genau, wie viel sie laufen, wann sie Pausen einlegen, wie hoch die Herzfrequenz ist und vieles mehr.“
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