Page 20 - Spielfeld_Februar_2016
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„ICH MÜSSTE MICH SCHÄMEN, WENN ICH ABGEHOBEN WÄRE“
TSG-Gesellschafter Dietmar Hopp hat in „1890“, dem Magazin der Allianz, ein bemerkenswert offenes wie privates Interview gegeben. Wir dokumentieren die wichtigsten Aussagen.
 ÜBER PROFIS
Schmerzt es Sie, Fußballprofis zu sehen, die mit 22 Jahren in einem Auto für eine Viertelmillion sitzen? „Ich finanziere sie ja zum Teil.“
Das muss ja noch mehr wehtun.
„Ich verstehe die Jungs nicht. Ihre Berater müssten eigentlich sagen: ‚Bau doch erst mal einen Grundstock auf für dein Leben. Du kannst übermorgen mit einem Kreuzbandriss Invalide werden, dann ist der ganze Spuk zu Ende.‘ Aber es ist nicht meine Sache, unseren Spielern das zu sagen.“
Wären Sie nicht genau der Richtige dafür?
„Ich würde nur ausgelacht werden, wenn ich versuchen würde, den Messias zu spielen und zu predigen, was die nicht ernst nehmen. Den Spielern, denen ich näher bin, sage ich das schon. Aber ich muss die Welt nicht mit meinen Meinungen verbessern. Ich versuche, sie mit meinem Geld zu verbessern.“
ÜBER VERZICHT
„Na ja, dreimal in der Woche trinke ich keinen Alkohol. Das fällt mir schwer! Ich mag ein Glas schönen Rot- oder Weißwein und trinke stattdessen den trüben Apfelsaft, der bei mir kistenweise im Keller steht. Aber wirklich verzichtet habe ich zuletzt in der Studentenzeit.“
„Ich leiste mir alles, was ich gerne hätte. Das sieht manch- mal vielleicht bescheiden aus, denn es gäbe sicher tollere Autos als meinen Diesel. Schuhe kaufe ich seit Jahrzehnten bei Salamander. Warum sollte ich das ändern, wenn ich bequem darin gehe? Das mag für andere wie Verzicht aus- sehen, weil sie extravaganter mit ihrem Reichtum umgehen würden – ist es aber nicht. Ich habe einfach überhaupt keine Lust auf manche Dinge. Zum Beispiel auf ein Boot, mit dem ich im Mittelmeer herumschippern würde. Mag ich einfach nicht.“
ÜBER STATUSSYMBOLE
Was ist das Extravaganteste, das Sie besitzen?
„Mein Flugzeug, eine Challenger für zehn Passagiere. Manchmal f liege ich damit geschäftlich, manchmal auch zu Fußballspielen oder in unser Ferienhaus nach Frankreich. Es ist echter Luxus, jederzeit in Mannheim starten zu können. Dabei beschleicht mich allerdings manchmal das schlechte Gewissen, die Umwelt zu schädigen und jede Menge Sprit rauszupusten. Zum Trost schaue ich dann meine „Umweltbilanz“ an, die ja durchaus positiv ist. Nicht zuletzt aufgrund der Klimastiftung, die meine Stiftung in Sinsheim gegründet hat.“
Selbst wenn Sie über Ihr Flugzeug reden, klingt das irgendwie bodenständig. Wie kommt das?
„Ich glaube, das Wichtigste ist: Keiner von uns SAP-Gründern hielt sich je für etwas Besseres. Wir hatten einfach das Glück, zum richtigen Zeitpunkt die richtige Idee zu haben und auch die Energie, sie umzusetzen. Ich müsste mich schämen, wenn ich deshalb abgehoben wäre und mit anderen Leuten, die vielleicht intelligenter sind als ich, von oben herab sprechen würde.“
Ist es falsch, sich Dinge zu kaufen, nur um etwas dar- zustellen?
„Ich will anderen nicht aufzwingen, wie sie sein sollen. Wer Spaß hat zu protzen, soll halt protzen. Dann kommt das Geld wenigstens in Umlauf.“
ÜBER DANKBARKEIT
„Es ist ein verdammt gutes Gefühl, Gutes zu tun. Diese Ge- nugtuung, etwas bewegt zu haben, die habe ich. Wenn ich beispielsweise Briefe von Eltern
bekomme, deren Kinder mit
medizinischen Geräten, die die Stiftung angeschafft hat, von einem Hirntumor ge- heilt wurden. Dann ist das weiß Gott eine Belohnung.“
„Eigentum verpflichtet – das ist die eine Sache. Für mich gilt: Reichtum verpflichtet noch mehr.“
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