Page 15 - Spielfeld_Februar_2016
P. 15

 Profis
 Um uns diesen Lizenzspieleretat leisten zu können, müssen wir Transfererlöse erzielen. Und wenn wir wie durch den Verkauf von Firmino außergewöhnlich viel Geld einnehmen, werden damit auch die Bilanzen der Vorjahre begradigt. Darüber hin- aus ist das eine klare Vorgabe unserer Clubführung, die ich zu 100 Prozent mittrage. So bewegen wir uns auf dem Markt seit drei Jahren und werden das auch weiter tun.“
Kapitän Pirmin Schwegler hat in der vergangenen Ausgabe des SPIELFELD den großen Umbruch in der Mannschaft thematisiert. Würden Sie es noch einmal so machen? „Jede Personalentscheidung muss unter der Berücksichtigung der jeweiligen Hintergründe differenziert bewertet werden: Das Alter und die Einsatzzeiten eines Spielers, wirtschaftliche Gesichtspunkte oder die Vertragskonstellation im Hinblick auf Laufzeit und Vergütung. Bei vielen Beobachtern gab es einen gefühlten Umbruch, weil Spieler gegangen sind, die schon sehr lange dabei waren. Näher betrachtet – wenn wir die Vorrunden der Spielzeiten 2014/15 und 2015/16 übereinanderlegen – ist der faktische Umbruch aber gar nicht so groß. 2014 spielten wir die zweitbeste Hinserie der Vereinsgeschichte mit 26 Punkten. Da haben in 15 von 17 Spielen immer acht oder neun Spieler in der Startformation gestanden, die jetzt noch im Kader sind. Firmino und Beck sind als unangefochtene Stammspieler weg, ansonsten hat mal ein Modeste, mal Salihović oder Schipplock gespielt, Abraham aber zum Beispiel in diesem Zeitraum nie von Beginn an. Wir haben also genug Spieler bei uns, die ihre Qualität schon nachgewiesen haben. Dazu kamen Schmid, Vargas, Schär, Kurányi und Kadeřábek. Irgendwann muss ein Verein Veränderungen vornehmen, um die nächste Phase vor- zubereiten. Das trifft jeden Bundesligisten. Es gilt zwischen dem gefühlten und dem tatsächlichen Umbruch zu unterscheiden.“
Hannover hat in der Winterpause groß eingekauft. Die TSG dagegen hat sich zurückgehalten.
„Zwischen Aktivität und Aktionismus ist oft nur ein schmaler Grat. Wir lassen uns auch nicht von anderen treiben. Wir legen klare Parameter an: Der Spieler muss uns helfen und zu uns passen. Alles andere wären Alibi-Aktionen. Transfers im Winter vorzunehmen, ist sehr komplex. Und Platz 18 strahlt auch nicht den größten Reiz aus, da zuckt mancher schon zusammen.“
Wie beurteilen Sie das Risiko, Ádám Szalai an den di- rekten Konkurrenten Hannover abzugeben?
„Das ist immer eine Frage der Alternative und der Angebote. Was macht man mit einem Spieler, der kaum zum Einsatz kam, zwölf Mal nicht im Kader war und ein gewisses Budget blockiert? Wenn er gehen will und der Trainer nicht mit ihm plant, muss eine Entscheidung getroffen werden. Bayern kann einen Spieler dann einfach auf der Tribüne sitzen lassen, wir nicht. Die Gefahr, dass ein Spieler den man verleiht oder ver- kauft, egal wann und egal wohin, gegen seinen Ex-Club trifft, besteht doch immer. Da sind wir wieder bei der Eigenverant- wortung: Wir müssen auf uns schauen! Es kommt darauf an, wie wir punkten.“
Im Abstiegskampf 2013 waren schon einige der ak- tuellen TSG-Profis dabei, Sie haben die spektakuläre Rettung selbst erlebt. Huub Stevens ist ohnehin sehr erfahren. Ist das ein Pluspunkt für die Rückserie?
AUSGEZEICHNET
Das renommierte Finanzmagazin „Capital“ kürte zum achten Mal die „Junge Elite – die Top 40 unter 40“ in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Zu den 40 Talenten aus Staat und Gesellschaft gehörte Alexander Rosen. Mit dem Leverkusener Manager Jonas Boldt wurde nur eine weitere Persönlichkeit aus dem Fußball benannt.
„Es hilft, wenn so etwas schon einmal positiv durchlebt und beendet wurde und wenn man sich dessen bewusst ist, was dazu gehört in so einer Situation: Ruhe bewahren, aber auch die Freude nicht verlieren. Der Druck ist groß genug. Da hilft es nicht, in Panik oder Hektik zu verfallen. Das werden ganz wichtige Faktoren sein: Ruhe, Zuversicht und Vertrauen aus- zustrahlen. Zu vergleichen mit 2013 ist die aktuelle Situation dennoch nicht. Als ich damals im Abstiegskampf dazu kam, hatten wir viel weniger Zeit und der Punkteabstand war viel größer. Das darf nun aber nicht zu dem Irrglauben führen, wir befänden uns in einer komfortableren Situation als damals.“
„Der Druck ist groß genug. Da hilt es nicht, in Panik zu verfallen.“
Komfortabel ging es trotz der warmen Temperaturen auch in Rustenburg nicht zu. Nach Abschluss des ein- wöchigen Aufenthalts in Südafrika sprachen sie vom „härtesten Trainingslager seit Jahren“.
„Sowohl von der Intensität in den Einheiten als auch von den Umfängen her war das sicher das härteste Trainingslager der vergangenen Jahre. Wir müssen körperlich extrem gut vorbereitet sein, um aufgrund der Ausgangssituation auch einen langen Atem zu haben. Es ging in Südafrika auch darum, immer mal wieder die vermeintlichen physischen und psychischen Grenzen zu überwinden und die Widerstandsfähigkeit zu erhöhen. Wir waren sehr zufrieden, wie wir alles durchziehen konnten. Kör- perliche Stärke ist eine Grundvoraussetzung auf diesem Niveau und bedingt sich gegenseitig mit der mentalen Kraft. Wir haben die Wettkampf härte und die physiologischen Voraussetzungen für den Abstiegskampf geschaffen. Es wird entscheidend sein, wie stark wir in den Köpfen sind. Und dafür ist es wichtig zu wissen, dass die körperliche Leistungsfähigkeit sehr gut ist.“
Hat die Mannschaft in den vergangenen Monaten in diesem Bereich die größten Fortschritte gemacht? „Was die Fitness anbelangt, sind wir sicher noch einmal einen großen Schritt weitergekommen. Die Spieler haben aufgrund der kurzen Winterpause schon am 25. Dezember mit ihren individuellen Programmen begonnen. Aber in den letzten sieben Partien der Hinrunde sind wir auch defensiv schon stabiler geworden. Wir haben weniger Chancen und vor allem Gegentore zugelassenen. Jetzt müssen wir den Übergang in die Offensive hinbekommen, den letzten Pass verfeinern und sicherer beim Verwerten unserer Torchancen werden.“
SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
15


















































































   13   14   15   16   17