Page 13 - Spielfeld_Februar_2016
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 Profis
    Alexander Rosen im Trikot der Stuttgarter Kickers.
aktiven Handelns. Das ist eine wichtige Grundlage, um Situ- ationen zu ändern. Dadurch kommt jeder Einzelne in eine selbstbestimmende Rolle des Anpackens und Gestaltens. Und daraus resultiert Stärke statt Schwäche, auch wenn dieses Eingeständnis zweifelsohne zunächst einmal ein schmerz- hafter Prozess sein kann.“
Ist das eine Philosophie, die Sie versuchen, auf die Mannschaft zu übertragen?
„Es ist nach meinem Verständnis eine grundlegende Füh- rungsaufgabe die Selbstverantwortung hervorzuheben. Es gibt vor jeder Situation verschiedene Entscheidungsmuster. Ich muss diese Entscheidungen treffen, die kann mir niemand abnehmen. Und anschließend darf man nicht in Lethargie verfallen und darüber grübeln, was wohl hinter einer ande- ren Türe verborgen gewesen wäre. Das gilt aber nicht bloß für mich als Manager, sondern auch für den Trainer- und Betreuerstab und die Spieler.“
„Ohne bedingungslosen Kampf und Einsatz wird die Klasse nicht zu halten sein.“
Ist es in dieser Situation sinnvoller, den Druck auf die Spieler zu erhöhen oder den Druck abzubauen?
„Ich bin überzeugt davon, dass jeder weiß, worum es geht. Die Tabelle lässt da auch keinen Interpretationsspielraum zu, sie zeigt aber auch, was alles möglich ist: sechs, sieben Mannschaften kämpfen da unten um den Klassenerhalt. Wir sind im Winter vom letzten Startplatz ins Rennen gegangen, haben alle Chancen und sind nicht auf andere angewiesen. Wir haben alles in der eigenen Hand – auch diese Erkenntnis darf uns Kraft geben.“
Spüren Sie aufgrund der Situation selbst Druck, den Sie mit nach Hause nehmen?
„Ich bin ehrgeizig. In den vergangenen fünf Jahren ging es für mich bei der TSG fast nur in eine Richtung: nach oben. Und das in einer außergewöhnlichen Geschwindigkeit. Ich bin der jüngste Sportliche Leiter in der Bundesliga und war zuvor auch schon der jüngste Nachwuchsleiter. Beinahe alles verlief positiv, es gab bislang kaum gravierende Rückschläge, obwohl die Start- voraussetzungen im April 2013 alles andere als einfach waren. Natürlich gab es mal eine schlechte Phase, aber keine wie im vergangenen Jahr über einen längeren Zeitraum. Natürlich geht das nicht spurlos an mir vorbei, dafür steckt zu viel Herzblut in meiner Arbeit. Aber es ist eine ganz wichtige Kompetenz im Umfeld der Bundesliga, Druck regulieren zu können und damit
ALEXANDER ROSEN
Geburtsdatum 10.04.1979 Geburtsort Augsburg
Vereine in der Jugend
SV Mering, SC Fürstenfeldbruck, FC Augsburg
 Vereine als Profi 1998 – 2002
1999 – 2000 2001
2002 – 2004 2004 – 2005 2006 – 2007 2008 – 2009 2009 – 2010
Eintracht Frankfurt Augsburg (Leihe)
VfL Osnabrück (Leihe) FC Saarbrücken
SV Elversberg
Follo FK (Norwegen) Stuttgarter Kickers TSG Hoffenheim II
 SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
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Junioren-Nationalmannschaft
1998 – 1999 1999 – 2001
U20 (7 Spiele) U21 (7 Spiele)
 Stationen als Manager
2010 – 2013 2013 – lfd.
Leiter des Nachwuchsleistungs- zentrums der TSG Hoffenheim
Direktor Profifußball
umzugehen. Man darf sich positiv wie negativ nicht permanent mit der Wahrnehmung von außen beschäftigen. In unserer Zeit ist es eben so, dass alles gerne in Extremen dargestellt wird. Es gibt kaum neutrale Berichterstattung oder Sichtweisen, es geht immer auch um die emotionale Ebene. Sich zu hinterfragen ist wichtig, aber sich plötzlich alles schlechtreden zu lassen ist unsinnig. Ich achte darauf, mir immer bewusst zu sein, aus welchen Gründen wir welche Entscheidungen zum jeweiligen Zeitpunkt getroffen haben. Wichtig ist es zudem, sich außer- halb des Jobs Regulationsmechanismen anzueignen. Bei mir funktioniert der Stressabbau zum Beispiel durch körperliche Aktivität und durch Dinge, die Freude machen: Zeit mit der Familie und Freunden.“
Während der Hinrunde gab es Kritik an den Zu- und Abgängen...
„Es wurde kritisiert, dass wir nach den Einnahmen durch den Firmino-Transfer nicht mehr Geld ausgegeben haben. Die Bilan- zen der vergangenen Jahre waren alles andere als positiv. Unser Lizenzspielerkader ist nicht überteuert, aber im Verhältnis zum Umsatz eben nicht durch Erträge aus Ticketing, Sponsoring und Merchandising finanzierbar. Bei den Kosten für den Kader liegen wir in der Liga zwischen Platz zehn und zwölf, beim Umsatz aber im letzten Drittel. Da herrscht also ein Missverhältnis.


































































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