Page 70 - Spielfeld_Januar_2016
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  MEIN SCHÖNSTER PLATZ
UNTERSCHÄTZTE PERLE
Tobias Strobl genießt die entspannte Atmosphäre im Heidelberg. Hier wird der 25-Jährige nicht erkannt, auch wenn er mit 72 Bundesliga-Spielen für die TSG zu den Top 4 des Kaders gehört.
Treffpunkt war die Alte Brücke, Touristenmagnet und eine der zentralen Sehenswürdigkeiten der Heidelberger Altstadt. Rundherum blitzen die Lichter dutzender Kameras, alles wird fotografiert, festgehalten, die Auswärtigen bewegen sich staunend durch die pittoreske Altstadt, die Einheimischen schlendern entspannt durch die Gassen. Tobias Strobl, Bundesligaprofi, Stammkraft der TSG Hoffenheim, wird nicht beachtet, nicht angesprochen, in Ruhe gelassen. Es ist einer der Gründe, wa- rum das Leben, der Alltag in Heidelberg für den 25-Jährigen so angenehm ist. „Hier kannst du völlig entspannt durch die Stadt laufen, dich ins Café setzen“, sagt Strobl. Er lächelt, der Fußball-Profi genießt das.
Schließlich kennt er ja auch die Schattenseite der Prominenz. Ein Jahr lang, in der Saison 2012/2013, spielte der gebürtige Münchner für den 1. FC Köln – und in der Domstadt war das Ausgehen völlig anders. Ihm unbekannte Menschen empfanden es oft als Einladung zum Gespräch, wenn sie ihn erkannten. „Das Privatleben ist eher schwierig
in Köln“, sagt Strobl. „Hier in Heidelberg könnte ich nackt durch die Fußgängerzone laufen und
niemand würde es beachten“, sagt Strobl. Vermutlich stimmt das nicht – aber im Zweifel wäre die Zeitungsüberschrift dann nüchtern: „Junger Mann läuft entkleidet durch die Stadt.“
Der variabelste Spieler im Kader
Denn Tobias Strobl ist für viele Menschen, auch Fußball-Fans, keiner der omnipräsenten Stars in latent überhitzten Fuß- ball-Business. Tobias Strobl hat sich daran gewöhnt. Ihn drängt es nicht permanent in die Medien, und vor allem: Der sympathische 25-Jährige nimmt sich nicht zu wichtig. Dabei reicht ein Blick auf seine Einsatzstatistik, um zu sehen, wie hoch seine sportliche Wertigkeit ist. Zweieinhalb Jahre
schnürt er nach seiner Rückkehr aus Köln nun seine Schuhe für die TSG-Profis. Mehr als 70 Bundesliga-Einsätze stehen auf seinem Konto. Gerade einmal in acht Partien kam er, wenn fit, überhaupt nicht zum Einsatz. Tobias Strobl ist
der Unterschätzte.
Bedauert er es denn eigentlich, nicht stärker im Fokus, im Rampenlicht zu stehen? „So lange ich meine Spiele mache, ist es total okay“, sagt Strobl. „Das ist das Wichtigste für einen Sportler wie mich.“ Nun ja, „etwas mehr Anerkennung“, das gibt er doch zu, wünsche er sich hin und wieder schon für seine gewichtige Rolle auf dem Rasen. Doch neben der media- len Zurückhaltung liegt es wohl auch an seiner Flexibilität, die Strobl einerseits sehr wertvoll macht, andererseits aber dafür sorgt, dass er – trotz eindeutiger Bilanzen – öffentlich häufig nicht als unverzichtbarer Bestandteil gesehen wird. Denn Strobl kann auf vielen Positionen spielen, auch in der laufenden Saison spielte er bereits Innenverteidiger sowie Rechtsverteidiger und lief zuletzt
im defensiven Mittelfeld auf.
Strobl ist multifunktional ausgebildet, seit er nach der D-Jugend seinen Hei- matclub SV Aubing verließ, um sein
Glück bei 1860 München zu finden. „In der Jugend ist die Variabilität schon gut“, findet Strobl. „Aber als
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TOBIAS STROBL
ABWEHR
 Geburtsdatum 12.05.1990
Nationalität deutsch
Geburtsort München-Pasing
Bei Hoffenheim seit 07/2011
Spiele/Tore gesamt Karriere:
72/1 Bundesliga, 13/0 DFB-Pokal
Spiele/Tore in Hoffenheim:
72/1 Bundesliga, 10/0 DFB-Pokal
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