Page 38 - Spielfeld_Januar_2016
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  SPRECHSTUNDE BEI DR. FRÖLICH
MUSKELVERLETZUNGEN
 Dr. Thomas Frölich, Facharzt für Chirurgie und Allgemeinmedizin, praktiziert als Experte für Sportverletzungen am ETHIANUM Heidel- berg. Der 56-Jährige ist zudem Mannschaftarzt der TSG.
Gibt es Maßnahmen, mit denen sich Muskelverletzungen beim Sport verhindern oder zumindest reduzieren lassen?
„Mit gezieltem Aufwärmen kann das Verletzungsrisiko deutlich verringert werden. 10 bis 15 Minuten locker zu laufen, bereitet den Körper auf die anschließende Belastung vor und reduziert die Verletzungsgefahr. Die Körperregionen, die in der Sportart besonders gefordert werden, müssen behutsam gedehnt werden. Erst wenn Muskeln, Sehnen und Bänder richtig warm sind, kann man intensiv dehnen. Wer das immer wieder gut macht, der steigert seine Beweglichkeit. Langfristig wird dadurch das Verletzungsrisiko deutlich gesenkt. Ein guter Trainingszustand, eine gesunde Lebensweise wie ausreichend Schlaf und eine ausgewogene Ernährung sind ebenso wichtig.“
Was kann man tun, wenn doch eine Muskelverletzung auftritt?
„Schnell handeln ist das Allerwichtigste. Jede Minute, die vergeht, in der nichts passiert, verlängert die Rehaphase unter Umständen erheblich. Das wichtigste ist die sofortige Pause, ich darf hier an unsere PECH–Regel erinnern, die wir an dieser Stelle schon vorgestellt haben, also sofort pausieren (P), mit Eis kühlen (E), Compression (Druckverband) anlegen (C), das verletzte Bein oder den verletzten Arm hochlegen (H).“
Helfen auch Mittel wie Salben bei der Ersten Hilfe?
„Salben helfen leider nicht soviel. Wichtiger sind physiotherapeutische Maßnahmen wie Massagen.“
Ab wann darf man nach einer Muskelverletzung wieder mit dem Sport beginnen?
„Das ist abhängig von der Art der Verletzung. Die Zeitspanne erstreckt sich hier von wenigen Tagen bis zu mehreren Monaten. Lässt zum Beispiel ein Muskel im Bein schon nach zwei Wochen ein lockeres Traben oder leichtes Dehnen zu, spricht nichts dagegen, dies zu tun. Man muss ein Gefühl für die Verletzung entwickeln, einfache ‚Kochrezepte‘ helfen hierbei wenig. Ein behutsamer, kontinuierlicher Belastungsaufbau ist sehr wichtig, wobei auftretender Schmerz das Warnsignal ist, dass man es übertreibt.“
Muskelverletzungen beim Sport sind keine Sel- tenheit. Rund ein Fünftel aller Sportler soll sich laut einer Studie einmal im Jahr eine mehr oder weniger schwere Muskelverletzung zuziehen. In der Fußball-Bundesliga entfällt rund ein Drittel der Verletzungen auf die Muskeln.
Oft kommen die Verletzungen überraschend. Ein Antritt zum Sprint, ein Sprung aus dem Stand, eine ruckartige Bewegung – dann schießt ein stechender Schmerz plötzlich durchs Bein, der sich wie ein Peitschenhieb oder ein Messerstich anfühlen kann. Auslöser sind meist schwere Zerrungen oder ein Muskelfaserriss. Aber es gibt auch weniger plötzlich auftretende Muskelver- letzungen. Der Muskel verkrampft langsamer, er wird immer fester und härter („Der Muskel macht zu“). Hierbei kann es sich bereits um eine Zerrung handeln, eine Pause ist erforderlich, denn sonst droht eine Zerrung oder sogar ein Muskelfaserriss.
Im Gegensatz zu Zerrung und Faserriss entsteht eine Muskelprellung durch Krafteinwirkung von außen – durch einen Tritt, Schlag, Stoß oder einen Zusammenprall. Typischerweise tritt dann oft ein Bluterguss auf, aber auch Muskelfasern können dabei verletzt werden.
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