Page 35 - Spielfeld_Januar_2016
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  Pavel Kadeřábek machte in diesem Sommer bei der U21- Europameisterschaft in seiner Heimat noch einmal auf seine Qualitäten aufmerksam. Im letzten Gruppenspiel am 23. Juni traf er mit Tschechien in Prag auch auf Kevin Volland in der deutschen U21-Nationalelf. „Wir sind uns begegnet, aber leider war mit dem 1:1 für uns das Turnier beendet.“ Drei Wochen später traf er Volland dann in Zuzenhausen wieder. Für einen Vertrag bis 2019 hatte er sich aus voller Überzeugung nach intensiven Gesprächen mit Sportdirektor Alexander Rosen entschieden. Die Position im taktischen Tableau, die er bei Sparta Prag ausfüllte, war in Hoffenheim frei geworden. Andreas Becks Wechsel nach sieben Jahren in Hoffenheim in die Türkei zu Besiktas Istanbul hatte eine Vakanz hinterlassen.
Pavel Kadeřábek, eines der größten Außenverteidiger-Talente im europäischen Fußball, füllt diese Lücke. Die Mitspieler nahmen ihn wie die anderen Neuen gleich problemlos auf. Mit ihnen spricht er englisch oder noch bruchstückhaft deutsch. „Sie nennen mich Pavel oder Kadesch. Meinen Nachnamen richtig auszusprechen ist für Deutsche schwierig“, sagt er. Kadeřábek – so schreibt sich sein Name mit Akzentzeichen, die die exakte Aussprache und Betonung bestimmen. „Die an- deren Jungs sind gut zu mir, der Trainer auch. Ich fühle mich wirklich sehr wohl hier“, betont er. Aber Kadeřábek gibt auch zu, dass der Sprung für ihn sehr groß war. „Gleich die ersten Saisonspiele in Leverkusen und gegen die Bayern waren für mich als Einstieg sehr schwer. Da wurde mir sofort gezeigt, wie hoch das Niveau in der Bundesliga ist.“ Es setzte zwei knappe Niederlagen gegen die Champions-League-Teilnehmer, wobei das TSG-Team keineswegs den Eindruck machte, dass es in den Monaten danach in schweres Fahrwasser geraten würde. „Die ganze Liga ist sehr stark. Sie ist etwas völlig anderes als in Tschechien. Für mich ist die Bundesliga eine Champions League. Jedes Spiel ist schwer“, sagt Kadeřábek.
Auch an den Hoffenheimer Spielstil musste er sich gewöh- nen. „Viel Pressing zu spielen war nicht einfach für mich. In Tschechien haben wir zehn Minuten pro Spiel Pressing gespielt, unter Gisdol haben wir den Gegner das ganze Spiel über attackiert. Für mich bedeutete das auf meiner Positi- on, das ganze Spiel zu laufen – die Linie hoch und runter, hoch und runter.“ Die ersten neun
Bundesligaspiele konnte er seine Lauffreude und Leidenschaft aber immer in der Startelf unter Beweis stellen. Dann machte ihm eine Kniereizung zu schaffen. In Köln stand er eine Stunde bis zur Aus- wechslung auf dem Platz. Huub Stevens entschied sich danach für eine defensivere Variante hinten rechts in der Viererkette und gab dem erfahreneren Tobias Strobl den Vorzug vor Kadeřábek.
„Sie rufen mich Pavel oder Kadesch.
Meinen Nachnamen auszusprechen
ist für Deutsche schwierig.“
PAVEL KADEŘÁBEK
Der Neu-Hoffenheimer hatte allerdings auf internationaler Bühne große Momente. Denn im A-Nationalteam der Tsche- chen ist er seit seinem Debüt im Mai 2014 (2:2 gegen Finnland) zum Stammspieler gereift. Im Oktober 2015 schauten die Fußballfans in ganz Europa auf ihn, als er in der Amster- dam-Arena gegen die Niederlande ein wunderschönes Tor zur 1:0-Führung schoss. „Das war ein Supergefühl. 50.000 im Stadion, ich schoss mit einer perfekten Aktion ein Tor für mein Land – und am Ende gewannen wir 3:2.“ Die Tschechen sicherten sich so den Gruppensieg. Vor Island. „Dass wir die Niederlande und die Türkei hinter uns lassen, hatte vorher niemand erwartet“, erzählt Kadeřábek.
SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
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