Page 15 - Spielfeld_Januar_2016
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 Hast Du Sorge vor der Zeit danach?
„Überhaupt nicht. Ich weiß, dass es irgendwann vorbei ist. Ich habe damals eine Ausbildung zum Bürokaufmann abgeschlossen. Weil es mir immer wichtig war, ein zweites Standbein zu haben. Was ich aber ohne den Fußball dann wirklich gemacht hätte, weiß ich nicht. Wenn ich momentan an die Zeit danach denke, freue ich mich erstmal, mehr Zeit für Familie und Freunde zu haben. Denn momentan muss man natürlich schon ein paar Dinge hinten anstellen. Was dann genau passiert, weiß ich noch nicht.“
Dann kann ja der ältere Bruder vielleicht schon wieder Tipps geben.
„Mal schauen, vielleicht spielt er ja noch, bis er 40 ist (lacht). Er ist manchmal in gewissen Dingen ein bisschen ehrgeiziger als ich. Vielleicht zieht es mich in die Schweiz zurück. Aller- dings sehe ich mich nach zehn Jahren hier auch schon ein Stück weit als Deutscher. Da hat sich enorm viel verändert. Als ich in die Bundesliga kam, hieß es ja noch: Was will denn der kleine Schweizer hier? Aber mittlerweile spielen 28 Schweizer in der Bundesliga. Umgekehrt hatten einige Schweizer auch ein schlechtes Bild von den Deutschen, was ich gar nicht nachvollziehen kann. Ich bin hier wirklich total nett aufgenommen worden und habe viele Freunde gefunden. Diesem Vorurteil kann ich definitiv widersprechen.“
Bleibt zum Abschluss noch die Frage nach den Wün- schen für die nahe Zukunft: Was erhoffst Du Dir vom Jahr 2016?
„In erster Linie natürlich Gesundheit. Es hört sich immer so banal an, aber man schätzt es erst, wenn die Gesundheit mal nicht so da war. Von daher steht es seit meiner Kindheit immer über allem. Und für die engsten Freunde und für die Familie wünscht man sich das auch. Das ist das höchste Gut, das man hat und manchmal vergisst man das, wenn es einem gut geht. Alles andere kann man sich erarbeiten. Das betrifft auch die TSG, wir können uns den Klassenerhalt erarbeiten. Nur mit Wünschen werden wir es nicht schaffen. Aber ich wünsche mir es natürlich trotzdem von Herzen, dass wir die Liga halten.“
PIRMIN SCHWEGLERS KINDERKREBSHILFE
Pirmin Schwegler ist sozial sehr engagiert. Er ist an einer Stiftung beteiligt, die sich um krebskranke Kinder kümmert. Das hat einen Hintergrund. Pirmin war als kleiner Junge an Leukämie erkrankt, diesem lebensgefährlichen, tückischen Blutkrebs, wurde aber geheilt. Ab August brachte der TV-Sender Sky über mehrere Wochen eine Dokumentation „Pirmin, Du schaffst es – Vom Krebspatienten zum Bun- desligastar“, die das Schicksal und den Werdegang des TSG-Kapitäns schilderte. „Ich habe lange überlegt, ob ich das mit Sky machen soll, denn ich stelle mich nicht so gern in den Mittelpunkt“, sagt Pirmin Schwegler.
„Ich habe von vielen gehört, dass ihnen meine Geschichte extrem viel Kraft gegeben hat.“
PIRMIN SCHWEGLER
„Aber ich war davon überzeugt, dass der Beitrag vielen auch Mut machen würde. Und die Resonanz war dann wirklich so. Ich habe von vielen gehört, dass ihnen meine Geschichte extrem viel Kraft gegeben hat“, berichtete der 28-Jährige im Interview mit dem SPIELFELD. „Das hat mich extrem glücklich gemacht. Ich wollte ja zeigen, dass der Weg zurück aus der Krankheit möglich ist und danach auch überhaupt keine Probleme bleiben müssen. Ich bin sehr froh, dass meine Geschichte viele Menschen, Eltern wie Kinder, angesprochen hat.“
Er hat am eigenen Leib erfahren, wie schwer es Betroffene haben können und wie sehr seine Eltern litten. „Sie waren in ein Loch gefallen, haben mir dann aber ihre ganze Kraft gegeben.“ Auch nach einer Begegnung mit seiner früheren Ärztin vor einigen Jahren entstand der Impuls, etwas zurück- zugeben. „In meiner Stiftung verfolgen wir zwei Hauptthemen: Die Betreuung der kranken Kinder vor Ort und Forschung“, sagt Pirmin Schwegler. Das meiste findet in der Schweiz statt, aber auch in Heidelberg knüpfte der TSG-Kapitän Kontakte zum Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) und dem nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT). „Es gibt einiges zu tun. Das wird in meinem Leben nie mehr wegbrechen und ich werde versuchen, es nach meiner Fußball-Karriere noch zu intensivieren. Man kann da ungemein viel bewirken.“
Weitere Infos unter: www.pirmin-schwegler.ch/ stiftung-kinderkrebs/ sinn-und-zweck-der-stiftung.html
Profis
    Ein Bild aus Kindertagen: Pirmin Schwegler (r.) verbrachte aufgrund seiner Leukämie-Erkrankung viele Tage im Krankenhaus.
SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
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