Page 14 - Spielfeld_Januar_2016
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 Das war natürlich keine Aufforderung zum Rücktritt. Aber vielleicht zu einem Zwischenfazit. Wir gehen ja noch von mindestens fünf Jahren aus.
„Das unterschreibe ich so. Ich kam vor zehn Jahren nach Deutschland. Das war ein Riesenschritt, die Bundesliga steht über der Schweizer Liga und es war immer mein Ziel, in Deutschland zu spielen. Jetzt ist es schon die zehnte Saison hier. Wenn es nochmal fünf werden, wäre das schon eine große Leistung: 15 Jahre in der Bundesliga zu spielen. Da wäre ich schon mächtig stolz drauf.“
Du hast 14 Spiele für die Schweizer Nationalmannschaft bestritten, im März 2015 aber Deinen Rücktritt erklärt. Ist das Thema abgeschlossen oder denkst Du noch manchmal daran, zurückzukehren – zumal die Schweiz sich ja für die EM 2016 in Frankreich qualifiziert hat. „14 Länderspiele sind ein bisschen wenig. Aber ich glaube nicht, dass noch einmal welche dazukommen werden. Die Schweiz ist auf meiner Position sehr gut besetzt, und ich ste- he auch zu meinem Entschluss. Ich habe klar gesehen, dass einige vor mir sind. Es gab aber auch Phasen, in denen ich hätte vor anderen Spielern positioniert werden müssen. Das ist nicht passiert und ich erlebte so über eine längere Zeit eine schwierige Phase und habe mich sehr runterziehen lassen. Ich habe mich damals immer wieder damit beschäftigt, warum ich nicht dabei war. Das hat mir nicht gutgetan. Deshalb war für mich klar: Es ist besser, wenn ich von mir aus sage, dass es nicht mehr passt. Jetzt ist es für mich okay und es ist auch keine Wehmut dabei, in Frankreich nicht dabei zu sein. Das Thema ist für mich gegessen.“
Welche Ziele setzt Du Dir noch für den Abschnitt der Karriere, in dem die Nati keine Rolle mehr spielt? „Ganz so weit nach vorn möchte ich eigentlich gar nicht schauen. Ich fühle mich hier in Hoffenheim trotz der momen- tanen Situation wirklich wohl und finde es spannend, was hier alles passiert. Deshalb hätte ich nichts dagegen, wenn es noch länger so weitergeht und hoffe, dass wir die Liga halten.“
Du hast Dich als eher ruhigen Typen bezeichnet. Ist die TSG ein Club, der zu Dir passt?
„Ich glaube schon. Ich habe gern meine Ruhe, arbeite aber auch gern hart und intensiv. Da hat man hier super Möglich- keiten, man kann sich hier extrem gut entwickeln. Ich habe es zwar auch genossen, in Frankfurt zu leben, bin aber eher ein Landmensch als ein Stadtmensch. Ich brauche auch keine Aufmerksamkeit, sehe mich nicht über anderen Menschen und bin einer, der sich gern unbeobachtet bewegt. Außerdem finde ich es super, dass hier so auf die Jugend gesetzt wird. Den spannenden Weg gehe ich gern mit und helfe auch gern dabei.“
Auch auf der Trainerbank wird auf die Jugend gesetzt. Im Sommer bekommst Du mit Julian Nagelsmann einen Coach, der vier Monate jünger ist als Du.
„Das wird spannend, älter zu sein als der Trainer (lacht). Si- cher ist das ungewöhnlich, aber ich sehe da überhaupt kein Problem. Ich kenne ihn persönlich noch nicht so sehr, aber ich höre nur positive Dinge. Gute Leute sind immer willkommen, sie machen einen besser und stärker. Ich freue mich sehr auf die neue Situation und glaube, dass das sehr gut passt.“
Dein älterer Bruder Christian ist bereits 31 Jahre alt und spielt bei RB Salzburg, wo er auch unter Huub Stevens spielte. Ist er auch ein Ratgeber für Dich? „Wir haben einen sehr intensiven Kontakt und tauschen uns fast täglich aus. Ich schätze das sehr, jemanden zum Austau- schen zu haben, der ja auch ähnliche Erfahrungen macht. Gerade in diesem Geschäft ist es sehr wichtig, wirklich eine ehrliche Meinung zu hören. Oft wird einem ja sonst Honig um den Mund geschmiert.“
Wie war das sportliche Verhältnis in der Jugend?
„Er ist ja drei Jahre älter und war immer einen Schritt vor mir. Darum habe ich ihm immer nachgeeifert und zu ihm hochgeschaut. Er war mein Vorbild, eigentlich heute noch. Ich glaube jeder, der einen großen Bruder hat, schaut ein bisschen zu ihm hoch. Aber er hat mittlerweile auch mal erwähnt, dass er stolz auf mich ist (lacht). Wir sind beide ex- trem dankbar, dass wir unserem Hobby beruf lich nachgehen können. Ich genieße das extrem und weiß auch, was ich für ein Glück habe.“
 Pirmins Bruder Christian Schwegler (l.) 2009 im Gespräch mit dem damaligen Trainer von RB Salzburg: Huub Stevens.
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MITTELFELD Geburtsdatum 09.03.1987 Nationalität schweizerisch
Geburtsort Ettiswil (Schweiz) Bei Hoffenheim seit 07/2014
Spiele/Tore gesamt Karriere:
189/7 Bundesliga, 17/1 DFB-Pokal
Spiele/Tore in Hoffenheim:
46/1 Bundesliga, 4/0 DFB-Pokal
PIRMIN SCHWEGLER
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