Page 13 - Spielfeld_Januar_2016
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  Was bedeutet Dir die Rolle des Kapitäns?
„Ich mag sie sehr und versuche, sie bestmöglich auszufüllen, jeder interpretiert sie ja ein Stück weit anders. Ich bin eher der ruhigere Typ und würde nie einen anschreien. Vielmehr versuche ich, auf die Jungs einzugehen und auf diesem Weg die Sachen auf den Weg zu bringen.“
Es gab Diskussionen im Umfeld und auch Huub Stevens hat angemerkt, es gebe nicht viele Führungsspieler. Wie gehst Du damit um, beziehst Du das auch auf Dich? „Wenn der Trainer das so sieht, setzt man sich damit aus- einander. Das kann man sicherlich auch so sehen. Ich bin erst seit eineinhalb Jahren hier und rund 15 Spieler kamen noch nach mir. Es waren bei einigen Partien nur noch drei Spieler in der Stammelf, die länger als ich hier sind. Da ist es klar, dass man sich noch suchen und finden muss und dass das Teamgefüge noch nicht so ausgeprägt ist wie bei einer Mannschaft, die über fünf Jahre gewachsen ist. Der Umbruch ist deutlich vorhanden, es sind viele dazugekommen. Aber was drumherum so gesprochen, das ist mir wirklich wurscht.“
Also ist das Teambuilding noch nicht abgeschlossen?
Das sehe ich so, es ist ein fortwährender Prozess, der sich auch über Erfolge und Misserfolge definiert. Der Weg der Kaderumstrukturierung ist bei der TSG bewusst gewählt worden und dann ist es klar, dass die Neuen Zeit brauchen. Aber ich denke, es wächst alles zusammen.“
Wie hat sich denn der Trainerwechsel von Markus Gis- dol zu Huub Stevens auf die im Umbruch befindliche Mannschaft ausgewirkt?
„So ein Abschied ist einerseits schwierig, da man mit dem alten Trainerteam intensiv gearbeitet und einiges
erlebt hatte. Aber das Business ist knallhart. Man muss schnell wieder zum Alltag zurückkommen. Danach habe ich es gar nicht so empfunden, dass
da zwei verschiedene Trainer-Welten aufeinan-
der gefolgt sind, wie es so oft heißt. Natürlich waren wir unter Gisdol etwas offensiver, aber Stevens ist auch topmodern. Das gilt auch für
seine Trainingssteuerung. Das hört sich vielleicht bitter an, aber nach einem Trainerwechsel muss die Arbeit schnellstmöglich weitergehen. Jeder hat seine Philosophie und Überzeugung. Die von Stevens ist defensiver, aber das haben wir an diesem Punkt auch gebraucht. Manchmal ist es halt so, dass es in einer Konstellation nicht mehr so passt.“
Du sprichst Englisch, Französisch und ein biss- chen Spanisch. Hilft Dir das im Umgang mit den Teamkollegen?
„Ich spreche ja auch noch Schwyzerdütsch, das nützt mir auch in den Gesprächen mit Steven Zuber
und Fabian Schär (lacht). Aber klar, das hilft natürlich dabei, die Mannschaft zu verbinden. Die jungen Spieler kommen auch auf mich zu. Ich hoffe, sie hören dann auch auf mich. Ich kenne das noch von meinen ersten Jahren. Damals bei Bayer Leverkusen habe ich auf Bernd Schneider und Carsten Ramelow
gehört und konnte viel von ihnen lernen. Ich hoffe, das jetzt ein Stück weiterzugeben.“
Die Namen Schneider und Ramelow stehen für eine vergangene, härtere Welt des Profi-Fußballs. Als junger Spieler trat man damals noch nicht so extrovertiert auf wie es viele heutige Talente tun.
„Man muss mit der Zeit gehen, früher war es schon ein bisschen rauer. Da hat man auch mal einen mitbekommen. Heute ist es eine andere Zeit. Ich könnte heutzutage niemals so auftreten wie die Führungsspieler damals. Das würde nicht mehr angenommen werden. Aber für mich persönlich war das damals sehr lehrreich. Ich hätte es nie gewollt, dass mir alles auf dem Silbertablett serviert wird, wie es vielleicht heutzu- tage oftmals der Fall ist. Ich musste mich schon durchbeißen. Und als Schweizer hatte ich es damals in Deutschland noch einmal etwas schwieriger. Das hat aber auch einiges bewirkt, ich habe viel daraus gelernt.“
Du wirst im März 29 Jahre alt und spielst seit rund zehn Jahren in der Bundesliga. Wie blickst Du auf Deine bisherige Laufbahn zurück?
„Naja, ich hoffe ja zunächst mal, dass ich noch ein paar Jah- re habe (lacht).“
Profis
 SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
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