Page 12 - Spielfeld_Januar_2016
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 „ES WÄCHST ALLES ZUSAMMEN“
Pirmin Schwegler, 28, ist seit dieser Saison Kapitän der TSG 1899 Hoffenheim. Im SPIELFELD spricht der Schweizer über das Jahr 2015, die Anforderungen an seine Rolle im Abstiegskampf, Auswirkungen von Trainerwechseln und die Aussichten für die Rückrunde.
Der Jahreswechsel ist ein guter Zeitpunkt zurück- zublicken. Wie hast Du 2015 aus sportlicher Sicht erlebt?
„Schon die Rückrunde der vergangenen Saison war nicht optimal. Mein erstes Halbjahr hier in Hoffenheim war natür- lich überragend, in der Rückrunde war es dann schon etwas schleppend, so dass wir leider nicht die Europa League erreicht haben. Da wir lange oben standen, war das enttäuschend, aber der achte Platz bedeutete für Hoffenheim insgesamt dennoch eine gute Saison. Wir hatten mehr erreicht, als vor der Saison von uns erwartet wurde – obwohl die Rückrunde schwächer war als die Hinserie.“
Hattet Ihr am Ende das Gefühl, die Europa-League-Quali- fikation hergeschenkt zu haben?
„Es wäre vermessen gewesen, das von uns zu erwarten. Es war auch vor der Saison nicht das Ziel. Aber wir waren lange oben mit dabei, haben die Hürde aber nie wirklich übersprungen. Darum war es natürlich ärgerlich. Es wäre das erste Mal gewe- sen, dass Hoffenheim international gespielt hätte. In Europa dabei zu sein, wäre für die TSG ein großer Erfolg gewesen.“
„Es ist keine einfache, aber auch keine aussichtslose Situation.“ PIRMIN SCHWEGLER
Wie war dann die Gefühlslage in der Sommerpause? Angriffslustig oder aufgrund der schwachen Rück- serie und des vollzogenen personellen Umbruchs eher zurückhaltend?
„Das war ja lange nicht abzusehen. Dann ging es plötzlich Schlag auf Schlag und einige sind gegangen. Ich hatte schon ein mulmiges Gefühl, war aber auch überzeugt von den neu- en Kollegen und habe mir große Hoffnungen gemacht. Aber man wusste nicht, wo die Reise hingeht. Ich bin mit viel Mut und Zuversicht in die Runde reingegangen und habe nicht erwartet, dass es so schwer wird.“
Wie bewertest Du die momentane Situation?
„Es ist keine einfache, aber auch keine aussichtslose Situation. Deswegen finde ich, dass wir in den letzten Spielen der Hinrun- de auch gezeigt haben, dass wir uns damit auseinandersetzen und auch die richtigen Schlüsse ziehen. Das stimmt mich extrem positiv. Ich bin immer noch total von der Mannschaft überzeugt, vor allem auch vom Geist des Teams. Defensiv standen wir zuletzt sehr gut, das ist sicherlich ein Schlüssel.“
Die Mannschaft ist sehr jung. Mit 28 Jahren gehörst Du auch noch nicht zu den älteren Bundesliga-Spielern, aber bei der TSG kommt kaum jemand an Deinen Er- fahrungsreichtum heran. Hast Du Dich als Kapitän in der schwierigen Phase besonders in der Verantwortung gefühlt und Aufbauarbeit geleistet?
„Ich habe mir viele Gedanken gemacht und es war auch für mich persönlich nicht einfach als Kapitän. Bei mir ist es nach Niederlagen nicht so, dass nach dem Duschen der Frust weg- gewaschen ist. Und sportlichen Misserfolg führt man immer auch auf die Führungsspieler zurück. Darum habe ich mich auch sehr kritisch mit meiner eigenen Leistung und Rolle auseinandergesetzt. Ich will einfach als Kapitän der Mann- schaft mehr Stütze für Stabilität sein. Deshalb habe ich in den vergangenen Wochen versucht, viel auf die jungen Spieler einzuwirken. In Frankfurt habe ich schon Erfahrungen im Abstiegskampf gesammelt und viel durchgemacht. Einmal ist es schiefgelaufen und wir sind abgestiegen. Da habe ich aber viel rausziehen können und versuche, diese Erfahrungen nun weiterzugeben.“
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Pirmin Schwegler 2007 im Trikot von Bayer 04 Leverkusen – mit Bernd Schneider (v. l.), Stefan Kießling und Andrej Woronin.




















































































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