Page 7 - Spielfeld_Dezember_2015
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                               11 FAKTEN
... NIEDERLÄNDER Mixed Zone
Spieler und Trainer aus dem Nachbarland sind fester Bestandteil des deutschen Fußballs. Wir haben uns umgeschaut – und sind auf elf Niederländer gestoßen, die in der Historie ihren Platz gefunden haben. Jeder auf seine ganz eigene Art.
 1. Willi Lippens
gewann keine
Titel, prominent
aber war die
„Ente“ (wegen sei-
nes Laufstils) den-
noch. Der Links-
außen von RW
Essen war ein
großartiger Enter-
tainer. Geboren
am Niederrhein,
hätte er Mitte
der 70er gern für
den DFB gespielt.
Sein Vater, ein Na-
zi-Opfer, unter-
sagte es. Für die Oranje-Elf aber wurde er nicht nominiert. Kommentar Lippens: „Mit mir wäre 1974 Holland und damit nur ein Deutscher Weltmeister geworden.“
2. Ein echter Holländer kifft: Es lebe das Klischee. Umso amüsanter, dass es Quido Lanzaat tatsächlich traf. Der damals 20-jäh- rige Gladbach-Profi wurde im Januar 2000 nach den Hallen-Masters positiv auf den Can- nabis-Wirkstoff THC getestet. Er gab an, an Silvester in Amsterdam zwei Joints geraucht zu haben. Seine vielversprechende Karriere löste sich anschließend in Rauch auf, wurde zur Tingel-Tour durch die Republik.
3. Mit Mark van Bommel kam 2006 ein neuer Oranje-Typus: Der Bayern-Profi trieb den Fuß- ball-Deutschen das Bild vom schönen Offensiv- Fußball der Niederländer gehörig aus. Die ‚SZ‘ urteilte: „Beherrschte alle 1000 Tricks des schmut- zigen Spiels und fügte noch einige eigene Er- findungen hinzu.“ War immerhin nicht alleine: Sein Schwiegervater Bert van Marwijk trainierte zu jener Zeit den BVB.
4. Er wurde vom MSV Duisburg 1974 als Stürmer gekauft – dann wurde Kees Bregman einer der besten Liberos seiner Zeit. Gelernter Friseur, seit Jahrzehnten mit Salon in Amsterdam. Lief nicht immer so rund: Saß Anfang der 90er mal zwei Jahre im Knast – Kokainschmuggel. Was blieb ihm von der MSV-Zeit? „Ich benutze heute noch Deo-Roller, weil mein Teamkollege Ewald Lienen immer vor dem Deo-Spray mit Treibgas warnte.“
5. Sie nannten ihn
ehrfürchtig „Ge-
neral“. Trainer Ri-
nus Michels aber
schaffte als ein-
ziger Bondscoach
die Quadratur des
holländischen Fuß-
ball-Kreises: Die Elf spielte schön und erfolg- reich. Führte die Nationalelf, mit der er 1974 Vize-Weltmeister geworden war, 1988 zum EM- Titel. In Deutschland. Beim 1.FC Köln immerhin als DFB-Pokalsieger abgetreten (1983), in Leverkusen 1988/89 vorzeitig gescheitert.
9. Inzwischen denken die wenigsten beim Namen Rafael van der Vaart an den herausra- genden Spielmacher. Denn der HSV-Profi lieferte 1A-Steilpässe für den Boulevard. Die Ehe mit Sylvie wurde auf offener Bühne aus- getragen, die Trennung ebenso wie die folgende Liaison mit Sabia, der Sylvie-Freundin und Ex- Frau von Rafaels Kollege Khalid Boulahrouz. Gute Unterhaltung, aber doch so manches Eigentor.
10. In Kaiserslautern wurde Jacobus Prins zur Legende. Kam 1963 als erster Niederländer in die Liga, bestach durch seine Laufwege abseits des Rasens. Stammgast im Mannheimer Vergnü- gungsviertel, gab seinem Kumpel mit brennenden 10-Mark-Scheinen Feu- er. Starb 1987 während eines Spiels der Alten Herren seines Clubs FC Schilde: Herzinfarkt beim Torjubel.
11. Ein Sprachschöpfer: „Tod oder Gladiolen“ als Umschreibung für ein „Alles-oder-nichts-Spiel“. Louis van Gaal hat nicht alle gewonnen in seiner Trainer-Zeit; aber er ver- passte den Bayern eine attraktive Spielidee, be- förderte junge Kräfte wie Müller, Badstuber oder Alaba. Loben muss man ihn dafür nicht – macht er am liebsten selbst. Be- reits 2010 stellte van Gaal seine Biographie vor – zwei Bände, 450 Seiten.
     6. Seine Eltern waren Niederländer, doch Rai- ner Bonhof, geboren am Niederrhein, entschied sich für Deutschland. Mit 17 debütierte er für die DFB-Junioren – und traf Anschließend gab er den
   beim 1:1. Gegen Oranje.
niederländischen Pass ab. Fünf Jahre später erlebte der Gladbacher das Duell erneut: beim WM-Finale 1974. Bonhof gab die Vorlage zum 2:1 und wurde, quasi als „einziger Holländer“, Weltmeister.
 7. Jüngst stand Gertjan Verbeek im Rampenlicht, als er Journalisten unf lätig beschimpfte. Dabei hat der Trainer des VfL Bochum mit seiner losen Zunge zuvor Meriten gesammelt. 2014 wurde Verbeek, beim chronisch unruhigen 1.FC Nürnberg entlassen, für den Fußballspruch des Jahres ausgezeichnet. Verbeeks feine Bilanz seiner Zeit beim Club: „Ich hoffe, dass ich 90 Jahre alt werde. Dann kann ich sagen, ich hätte 100 werden können. Aber ich habe in Nürnberg gearbeitet.“
8. Seine Vorliebe für
farbige Strumpf ho-
sen brachte ihm den
Spitznamen „Robben
Hood“ ein, andere
ätzten ob der ein oder
anderen Schwalbe
über den „f liegenden
Holländer“. Doch
alle müssen anerken-
nen: Arjen Robben, seit 2009 beim FC Bayern tä- tig, ist ein großartiger Fußballer – und zudem, abseits des Rasens, ein bodenständiger Kerl. Ein Weltstar.
     SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
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