Page 64 - Spielfeld_Dezember_2015
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                QUALITÄTSSPRUNG IN DER TALENTSCHMIEDE
Das Lob kommt von höchster Stelle. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat das Hoffenheimer Projekt im Oktober 2015 neu evaluiert und einen hervorragenden Gesamt-Eindruck gewonnen. Das duale Ausbildungskonzept der TSG 1899 Hoffenheim gilt deutschlandweit als vorbildlich.
Wir haben sehr viele positive Eindrücke ge- wonnen. In der Nachwuchsarbeit bei der TSG Hoffenheim herrschen Topbedingungen“, sagte Frank Engel. Er kennt den Zustand aller deutschen Fuß- ball-Eliteschulen ganz genau, denn als sportlicher Leiter der Nachwuchsförderung des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) prüft er regelmäßig die Bedingungen der einzelnen Standorte. Die TSG 1899 Hoffenheim ist beim DFB seit sieben Jahren zu einem Synonym für eine vorbildliche Talentförderung in der Fußball-Bundesliga geworden. Aber als Frank Engel nach seiner Inspektion im Oktober 2015 wieder zurück nach Frankfurt fuhr, hatte er einen weiteren Qualitätsschub an den Standorten in Sinsheim, Hoffenheim und Zuzenhausen festgestellt. „Der lokale Eliteschulverbund hat sich sehr gut weiterentwickelt, die Mitarbeiter der Lauf bahnbegleitung von ‚Anpfiff ins Leben‘ machen eine sehr engagierte Arbeit“, sagte Engel.
Die Zahl der in das Projekt integrierten Junioren und Ju- niorinnen der TSG ist von rund zehn Spielern vor sechs Jahren auf mittlerweile 56 gewachsen. Parallel wurde die Qualität der Ausbildung stetig gesteigert. So wurde die Lauf bahnbegleitung der Spieler ausgebaut. Fünf hauptbe- rufliche Mitarbeiter von „Anpfiff ins Leben“ beraten die Spielerinnen und Spieler nun in Hinblick auf die richtige Schulform und den angestrebten Abschluss, ob Abitur, Fachhochschulreife oder Mittlere Reife.
„Es hat mich sehr beruhigt, dass sich so viele engagierte Personen um Jeremy gekümmert haben, damit er die Schule schafft.“ Monika Toljan
Sie gestalten in enger Verbindung den Dialog mit den Eli- teschulen, den Lehrern und koordinieren den Schulalltag der Jugendlichen sowie den kompletten Nachhilfe- und Förderunterricht mit mehr als 20 Lehrkräften in den zwei Zentren der achtzehn99AKADEMIE und in St. Leon-Rot.
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 Jeremy Toljan, 21, ist dabei, sich auf höchstem Niveau im Profifußball zu etablieren. Vor vier Jahren kam Toljan auch aus schulischen Gründen aus Stuttgart in den Kraichgau –und verbrachte viele Nachhilfestunden bei ‚Anpfiff ins Leben‘. „An der Max-Weber-Schule in Sinsheim habe ich dank der Hilfe mein Fachabitur mit der Note 3,1 geschafft, was schon hätte besser sein dürfen“, sagt Toljan und lacht.
Monika Toljan wollte das, was für verantwortungsvoll handelnde Eltern wohl selbstverständlich ist. Sie musste die etwas verrutschte Prioritätenliste des Sohnes korrigie- ren, nachdem er in die deutsche U17-Nationalmannschaft berufen worden war und die Schulleistungen daraufhin einbrachen. Sie fürchtete, dass Jeremy seine ganze Zukunft einzig auf die Karte Profifußball setzen würde. „Es hat mich sehr beruhigt, dass sich so viele engagierte Personen um Jeremy gekümmert haben, damit er die Schule schafft. Ich bin sehr dankbar für den großen Einsatz“, sagt Frau Toljan. Jeremy stimmt seiner Mama zu. „Wir haben alles richtig gemacht. Eine Absicherung zu haben, auch für die Zeit danach oder wenn es mit der Karriere als Profifußballer nicht klappt, ist sehr wichtig, ganz unabhängig vom Geld.“
Individualisierte Bildungswege nach System
Es ist ein System, bei dem ein Rad ins andere greift, dass die jungen TSG-Topsportler auch in der Schule erfolgreich sind. Sieben Lehrkräfte, wie Michael Kunzmann von der Max-Weber-Schule, der zugleich U13-Trainer in Hoffenheim ist, wirken in den sechs Eliteschulen des Fußballs in Sins- heim als Koordinationslehrer für die Juniorinnen und Junioren der TSG. Bei „Anpfiff ins Leben“ sind insgesamt fünf hauptamtliche Kräfte wie Sina Schiele zuständig, welche die schwierige Gratwanderung zwischen Hochleis- tungssport und dem Pauken für gute bis ordentliche Zeugnisnoten koordinieren. „Wenn ältere Schüler, wie es bei Jeremy der Fall war, schon mit den Profis trainieren oder auch jüngere Spieler längere Abwesenheiten haben, weil sie zu den DFB-Juniorenmannschaften eingeladen werden, besprechen wir mit den Koordinatoren der Schu- le, wie der Unterrichtsausfall kompensiert werden kann“, berichtet Sina Schiele.
  























































































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