Page 53 - Spielfeld_Dezember_2015
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                 Verein
   Erinnerung an den dreiwöchigen Trip nach Südamerika:
Meris Skenderovic hat sein WM-Trikot mit nach Hause genommen.
„Man wurde wie ein Profi behandelt. Erwachsene und Kinder wollten unsere Trikots“
MERIS SKENDEROVIC
Nach seiner Rückkehr Ende Oktober erhielt er erst einmal eine Woche Urlaub, um seine Prüfungen in der Schule nachzuholen und sich vom Jetlag zu erholen. Die Augen waren auch Tage nach der Ankunft im Kraichgau eher klein – leuchteten aber noch immer aufgrund der Erlebnisse. Die Nationalmannschaft besuchte ein Waisenhaus, reiste zwischen den Spielorten umher und sammelte erste Eindrücke aus der Welt des Profi-Fußballs. „Als wir angekommen sind, standen da Leute mit Plakaten. Die wollten Autogramme und Fotos, das war schon etwas Be- sonderes.“ Zwischendurch kam ihm und seinen Mitspielern die Begeisterung fast schon seltsam vor: „Man wurde wie ein Profi behandelt. Erwachsene und Kinder wollten unsere Tri- kots, dabei durften wir die ja gar nicht abgeben. Da dachten wir uns manchmal: Wir haben doch noch gar nichts erreicht, warum wollen die schon etwas von uns? Aber das war schon ein schönes Gefühl.“
Ziel: Einser-Schnitt in der Torausbeute
Der Landung in Deutschland soll aber nach den beeindrucken- den Erlebnissen kein zwischenmenschlicher Höhenf lug folgen. Trotz seiner WM-Premiere und seinen famosen Leistungen im ersten A-Junioren-Jahr sieht er keine Gefahr abzuheben. „Es ist überhaupt nicht schwer, Meris zu bleiben. Ich bin nicht der Typ dafür, bleibe freundlich und bin bodenständig. Das ist wichtig, auch später.“
Sportlich hat dem Sohn montenegrinischer Eltern der drei- wöchige Trip nach Südamerika nicht zurückgeworfen – im Gegenteil. Gleich im ersten Spiel nach seiner Rückkehr erzielte er nach elf Minuten das 1:0 und hatte so maßgeblichen Anteil am 3:1-Sieg gegen Greuther Fürth. Es war bereits sein neunter Treffer im neunten Saisonspiel. Eine herausragende Bilanz, die er beibehalten will: „Zum Ende der Hinrunde will ich mit dem Team Herbstmeister werden und einen Einser-Schnitt bei meinen Toren haben.“
In der Schule ist die Zielsetzung nicht ganz so hoch. Ehrgeizig ist Skenderovic aber auch hier. 2017 will er sein Abitur ma- chen. So stand auch in Chile Unterricht auf dem Plan. „Wir hatten Lehrer dabei, zudem haben mir Mitschüler Übungen geschickt. Es war während der WM aber ehrlich gesagt schwer, sich auf die Sachen zu konzentrieren. Ich will aber mindestens im Durchschnittsbereich durchkommen.“
„Die nächsten beiden Jahre sind vorentscheidend“
In den nächsten zwei Jahre steht der gebürtige Mannheimer, der im Alter von zehn Jahren vom MFC 08 Lindenhof zur TSG wechselte, sportlich und schulisch vor großen Herausforde- rungen. Unter Druck setzt ihn das nicht, auch weil der Verein ihn in beiden Bereichen unterstützt. Allerdings weiß er um die Bedeutung. „Ich hoffe natürlich auf eine Profi-Karriere. Die nächsten beiden Jahre sind vorentscheidend. Ich versuche, so gut wie möglich zu spielen und oben anzuklopfen.“
Wie es in Bundesliga-Mannschaften so zugeht, war auch in 12.000 Kilometern Entfernung ein Thema. Einige der Nationalspieler durften in ihren Clubs bereits bei den Profis mittrainieren. Die Gespräche mit den Mitspielern lieferten Skenderovic auf dem Chile-Trip eine weitere wichtige Erkenntnis auf dem Weg in die Bundesliga: „Meine Teamkollegen haben erzählt, dass die Profis eigentlich genauso sind wie wir. Auch ein bisschen kindisch, sie machen die ganze Zeit nur Späße.“
WM-Teilnehmer in Chile am Strand (v.l.): Patrick Fritsch (Borussia Dortmund), Meris Skenderovic, Enes Akyol (Hertha BSC Berlin), Finn Dahmen (Mainz 05) und Markus Schubert (Dynamo Dresden).
 SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
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