Page 77 - Spielfeld_November_2015
P. 77

  Region
  Gerhard Daum
Schlegel. Er schwärmt: „Allein die Farbe: NASA-Blau-Me- tallic. Und auf der Rückseite steht ,Hans’. Schlegel trug ihn bei seinen Flügen mit dem T-38-Überschall-Jet – das Trainingsflugzeug der NASA. Zwar war der nicht im All, aber er macht schon viel her.“
In Speyer ist noch viel mehr zu sehen, denn dort befindet sich Europas größte Raumfahrtausstellung, deren Herzstück das originale Spaceshuttle Buran ist, ein 36 Meter langes 80-Tonnen-Monster. Zudem zeigt sie Exponate internati- onaler Missionen – unter anderem einen 3,4 Milliarden Jahre alten Mondstein. Den deutschen Bereich muss Daum möglicherweise 2018 erweitern: „Dann wird wieder ein Deutscher ins All f liegen, das steht fest. Entweder Alexander Gerst oder eben ein anderer.“
Was ist das Faszinierende an der Raumfahrt? „Das alles passiert 400 Kilometer über uns. Eigentlich so nah, aber doch so weit weg“, sagt Daum. Wer sich auskennt, kann die Raumschiffe nachts als kleine Punkte zwischen den Sternen ausmachen. Oben, mit dem erschaudernd schönen Blick auf unseren blauen Planeten, waren aber nur wenige hundert Pioniere.
Gerhard Daum lebt für die Raumfahrt. Seine überirdischen Exponate sollen dem Museum auf ewig erhalten bleiben. „Das alles soll bleiben. Noch viele Jahrzehnte. Auch, wenn ich einmal diesen Planeten verlassen werde.“
 DIE AUSSTELLUNG
Das Speyerer Technik Museum ist montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr und samstags, sonntags sowie an Feiertagen bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt in das Museum kostet für Kinder (6 - 14 Jahre) 12 Euro, Erwachsene zahlen 14 Euro. Darin enthalten ist auch der Eintritt in die Raumfahrthalle. Kinder bis zum Alter von fünf Jahren haben freien Eintritt.
 SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
77
 Die vier Garnelen haben eine lange Reise hinter sich: Mit 28.000 Stundenkilometern rasten sie 400 Kilometer über unseren Köpfen und umkreisten die Erde mehr als 2.500
Mal – ein halbes Jahr lang im All. Und alles nur, um dann doch von Astronaut Alexander Gerst verschmäht zu werden. Den Raumfahrtexperten Gerhard Daum freute es – so konnte er ge- wissermaßen ein weiteres Stück Weltall nach Speyer holen. Dort ist im Technik Museum ab sofort die neue Ausstellung „Deutsche Astronauten“ zu sehen – mit 193 weiteren Raumfahrt-Exponaten.
Etwas mehr als 500 Menschen waren bisher im All – Gerst war der elfte Deutsche. Seit seiner Rückkehr im November 2014 ist Daums Kader komplett, die Aufstellung seiner überirdischen Elf steht. Jedem von ihnen hat er einen eigenen Bereich gewidmet, mit Glasvitrinen voller überirdischer Schätze von Missionen und Trainings, alles ausführlich dokumentiert durch Fotos, Infotafeln und Exponatsbeschreibungen. Einige davon widmen sich der Astronautennahrung. Und so liest sich Gersts Weltraum-Spei- seplan: Schweine-Curry, Lachs mit Gemüsemarinade, Lamm, getrocknete Quitte oder eben die vier Garnelen, die nach ihrer langen Reise doch ziemlich zerknautscht aussehen.
Allen Gerichten wird vor dem Abheben das Wasser entzogen, um es in der Raumstation wieder dazugegeben. Mit exakt 75 Milliliter Wasser wird aus den Garnelen dann ein Shrimps-Cocktail. „Die Angaben muss man genau einhalten. Sonst wird aus dem Gericht Brei. Und mal eben einen Großeinkauf im Supermarkt nebenan machen, dürfte doch eher schwierig werden“, sagt Daum lachend. Er kennt Alexander Gerst gut und verfolgte dessen „Blue Dot“-Mis- sion auf der Raumstation ISS im vergangenen Jahr genau. Gerst und die Garnelen verbrachten 165 Tage in der Schwerelosigkeit und sahen alle 90 Minuten einen Sonnenaufgang – insgesamt waren es mehr als 2.650.
Europas größte Raumfahrtausstellung
Die Idee für die neue Ausstellung kam Daum vor fünf Jahren. Da er der Raumfahrt schon seit vielen Jahrzehnten verbunden ist, erhielt er Exponate von sämtlichen Astronauten, die Teil der bemannten Raumfahrtgeschichte Deutschlands sind. Sogar von dem 1995 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommenen Reinhard Furrer. Gerst überraschte Daum nach seiner Rückkehr mit deutlich mehr Weltraum-Objekten als erwartet. Stücke, die im All waren, erfahren einen hohen Wertzuwachs. „Ein schlichtes Polo-Shirt kostet 40 Euro. Wenn es im All war, verzehnfacht sich der Wert“, erklärt Daum. Bei Objekten der Apollo-Programme gehe es in die Zehntausende. Sogar für ein schlichtes Kabel der Apollo-10-Mondfähre (1969) bekam er kürzlich ein Angebot über 15.000 Dollar.
Warum Astronauten auch nach mehreren Monaten im All nicht alle mit langen Haaren zurückkommen, obwohl kein Friseur an Bord ist? Auch darauf weiß die Ausstellung eine Antwort: Ein besonderer Haarschneider löst dieses Problem in 400.000 Metern Höhe. Er lässt sich auch in einen Rasierapparat verwandeln. Klaus-Dietrich Flade trimmte damit 1992 als Kosmonaut der Mir-92-Mission seine Haare. Als eines seiner hochkarätigsten Objekte sieht Daum den Helm mit Sauerstoffmaske von Hans
 

















































































   75   76   77   78   79