Page 7 - Spielfeld_November_2015

11 FAKTEN
Mixed Zone
...ÜBER EIGENTORE
Es kann jedem passieren – das Eigentor. „Kaiser“ Franz Beckenbauer etwa hat vier Treffer auf dem Konto. TSG-Rekordspieler Andreas Beck „verabschie- dete“ sich 2015 mit nur einem Saisontreffer – gegen die Bayern, ins eigene Tor. Doch es gibt spektakulärere, lustigere, aber auch tragische Geschichten.
1. Das jüngste Luftloch von Leverkusens Torwart Bernd Leno, das nach dem Rückpass von Team- kollege Jonathan Tah beim Spiel gegen Augsburg am 4. Oktober zum Eigentor führte, dürfte es in manchen Saisonrückblick schaffen. Denn Eigentore üben eine spezielle Faszination aus. Und Torhüter sind ganz häufig die Leidtragenden.
2. Wie etwa der Belgier Jean-Marie Pfaff, ein echter Star unter den Torhütern, der 1982 zum FC Bayern kam – und sich bei seinem Bundes- liga-Debüt in Bremen einen weiten Einwurf von Uwe Reinders ins Tor boxte. Geschadet hat es ihm nicht: Pfaff blieb sechs Jahre, holte mit den Bayern fünf Titel und wurde 1987 gar zum Welttorhüter gekürt.
3. Und manchmal entscheiden Eigentore sogar die Meisterschaft. Wie im Jahre 2000, als ein gewisser Michael Ballack in Unterhaching zum 0:1 ins eigene Tor traf – und den Titeltraum von Bayer 04 Leverkusen pulverisierte. Ein Remis hätte Bayer gereicht, aber Leverkusen verlor 0:2, Bayern holte den Titel.
4. Die „Mutter aller Eigentore“ aber erzielte Helmut Winklhofer. Der Bayern-Profi traf 1985 gegen Bayer Uerdingen – mit einem strammen Rechtsschuss aus gut 30 Metern. Ins eigene Tor, jedoch so vollendet, dass der Treffer zum „Tor des Monats“ gekürt wurde. Eine Premiere. Bei den Bayern übrigens im Tor: Jean-Marie Pfaff.
5. Freier Blick zum Tor, Sebastian Kehl hinter sich, der Rückpass, und das Gefühl: „Als der Ball den Fuß verließ, dachte ich schon: ‚Scheiße‘“. Der Rest ist bereits Legende. Ein Eigentor aus 44,5 Metern: der Gladbacher Christoph Kramer und sein Tor zum 1:0 für den BVB im November 2014.
6. Der „König der Eigentore“ ist der frühere Mainzer Nicolce Noveski. Er traf (ebenso wie HSV-Legende Manfred Kaltz) sechs Mal ins eigene Gehäuse. Noveskis einsamer Rekord: Er brauchte anno 2005 gegen Frankfurt nur 132 Sekunden für einen Eigentor-Doppelpack. Einsame Pointe: Später traf Noveski noch zum 1:2 ins richtige Tor. Sein lapidarer Kommentar: „Mein erster Hattrick“.
7. Tragisch endete es für Andres
Escobar. Bei der WM 1994 traf
der kolumbianische Abwehr-
spieler gegen die USA unglück-
lich zum 0:1, Kolumbien verlor
1:2 und schied aus. Wenige Tage
später wurde Andrés Escobar
in Medellín erschossen. Das Motiv ist umstritten: War der Täter, ein Bodyguard mächtiger Dro- genbosse, nur ein Fan oder ein Auftragskiller der Wettmafia?
8. Der Nürnberger Vlado Kasalo erzielte 1991 in zwei Spielen hintereinander zwei Eigentore. Reines Pech? „Wenn das Absicht war, kann er im Zirkus auftreten“, sagte der gegnerische Trainer Otto Rehhagel. Kasalo ging zwar nicht in die Manege, wurde aber vom „Club“ wegen des Verdachts der Spielmanipulation suspendiert. Bewiesen wurde es nie.
9. Rekord für die Ewig- keit: In Madagaskar hat Erstliga-Club Stade Olympique l‘Emyrne (SOE) anno 2002 gegen AS Adema sage und schreibe 149 Eigentore erzielt. Aus Protest ge- gen die Schiedsrichter- leistung schossen die Spieler von SOE direkt nach dem Anstoß so- fort wieder aufs eigene Tor. Endstand: 149:0 – der höchste Sieg der Fußball-Historie.
10.„Eines der seltsams- ten Fußballspiele aller Zeiten“, urteilte „The Guardian“: Barbados gegen Granada, Ka- ribikmeisterschaft 1994. Aufgrund einer absurden Auslegung der Golden-Goal-Regel versuchten zeitweise beide Teams Eigentore zu erzielen und, ul- timativ grotesk, den Gegner an Eigentoren zu hindern. Eine Szene wie bei Monty Python.
11. Ach ja, zu guter Letzt wieder die Keeper: Etwa der Cottbuser Tomislav Piplica, der eine harmlose Bogen- lampe slapstick-artig per Kopf ins eigene Tor beförderte (2002); unvergessen auch der Latten-Kopf ball-Treffer von Bremens Oliver Reck (1991 gegen Bay- ern) oder der Abwurf des Frankfurters Jürgen Pahl 1982 in Bremen – ins eigene Tor.
SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
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