Page 64 - Spielfeld_November_2015
P. 64

  obwohl er als Fußball-Profi einen Traumberuf und einen der begehrtesten Arbeitsplätze als deutscher Torhüter hat, ist die Rolle als Nummer zwei nicht immer einfach. Grahl macht keinen Hehl aus dem Zwiespalt zwischen Frust und Freude. „Als zweiter Torwart ist man schon irgendwie außen vor. Als ich in der Saison 13/14 elf Bundesliga-Spiele gemacht habe, war der Rummel um mich viel größer. Jetzt interessiert sich niemand mehr für mich.“ Allerdings gab es damals auch negative Rückmeldungen, sogar einen kleinen Eklat. In einem Supermarkt. In Bad Rappenau. Grahl lacht laut, als er sich erinnert. „Da bin ich ganz schön zusammengefaltet worden. Ich habe gegen Dortmund einen Fehler gemacht und den Ball fallen gelassen. Das hat zu einem Gegentor geführt. Da kam ein älterer Mann zu mir und meinte, warum ich als Torwart keinen Ball fangen könne. Aber ich habe ihm das schnell verziehen und das nicht so ernst genommen.“
Nun, als Nummer zwei hinter Oliver Baumann, verfolgt er die Spiele wieder von der Bank aus. Ein Job, der vor allem mental spezielle Herausforderungen bereithält. „Als zweiter Torhüter muss man im Kopf extrem stark sein. Die Situation ist nicht immer einfach. Man muss immer darauf vorbereitet sein, im nächsten Moment extrem unter Druck zu stehen und eingewechselt zu werden.“
Mit den TSG-Fans im Café
Obwohl Grahl schon seit vielen Jahren Profi ist, hat er diese Situation noch nie erlebt. Zu Beginn seiner Lauf bahn verbrachte er „70, 80 Spiele auf der Bank“, ohne dass der Stammtorhüter vom Feld musste. Bei den elf Spielen in der Bundesliga und bei den fünf Einsätzen im Pokal stand er jeweils in der Startelf. Vor allem im DFB-Pokal hatte er in dieser Saison auf weitere Pf lichtspiele für die TSG gehofft, das Aus in der ersten Runde beim Zweitligisten 1860 München traf ihn schwer. „Das ist dumm gelaufen. Danach hatte ich schon `ne Krawatte. Das versteht dann aber auch jeder.“ Obwohl er sich selbst als ein wenig „bekloppt“ bezeichnet, behält er bei den Spielen auf der Bank aber immer die Fassung. Die Auseinandersetzungen mit den Schiedsrichtern haben noch nie zu einer Gelben Karte geführt. „Ich bin bestimmt, aber höf lich“ sagt er und lächelt.
Die innere Ausgeglichenheit verdankt er auch seinem Wohn- ort – wo nach Grahls Empfinden deutlich mehr Autos mit Hoffenheim- als mit Stuttgart-Aufklebern unterwegs sind. Auch Gerhard Sommer und Jutta Phillip – die schon nächstes Jahr Jutta Sommer heißen wird – sind große Fans der TSG.
Echte TSG-Fans: Die Cafe-Betreiber Jutta Phillip und Gerhard Sommer.
Die Beiden betreiben das von Grahl so geschätzte Kur-Café und freuen sich über die prominenten Besucher. „Früher war auch Tobias Weis oft hier, seine Eltern kommen immer noch regelmäßig zum Kaffeetrinken vorbei“, sagt Sommer. Der Inhaber und seine zukünftige Frau haben seit Jahren einen engen Bezug zum Verein. „Ich finde Hoffenheim super. Wir Menschen hier müssen doch zur TSG halten, der Klub tut viel für die Region und sorgt für viele Einnahmen.“
Auf der anderen Seite sorgen das im Herzen des wunder- schönen Salinen-Parks gelegene Kur-Café, das würdevolle Wasserschloss und die vielen anderen malerischen Orte Bad Rappenaus für eine ideale Atmosphäre, um sich von dem Druck und Stress der Bundesliga zu erholen. Jens Grahl ge- nießt das Leben in seiner Wahlheimat – und kann sich mit dem Slogan der Großen Kreisstadt vollständig identifizieren: „Abschalten vom Alltag, die Seele baumeln lassen, Gesundheit und Lebensfreude erfahren – dies und mehr können Sie bei uns in Bad Rappenau.“
64


























































































   62   63   64   65   66