Page 51 - Spielfeld_November_2015
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  che Chance. Nach dem Jahr in Deutschland stehen ihnen alle Türen offen. Entweder sie werden Profi in der indischen Liga oder sie nutzen ihre hervorragende schulische Ausbildung und die Erfahrungen aus Europa, um beruflich weiter zu kommen“, sagt Pfannenstiel.
TSG weckt in Indien großes Interesse
Um die sportlichen und schulischen Ziele zu erreichen, müssen die 14- und 15-Jährigen allerdings auch diszipliniert arbeiten. Bei allen Anforderungen achten die Trainer und Lehrer aber darauf, dass sich die Spieler nicht zu sehr unter Druck gesetzt fühlen. „Wir müssen Lockerheit vermitteln. Es heißt immer noch Fußball spielen. Wir müssen die Mischung aus Disziplin und Spaß finden. Wenn man mit 15 keinen Spaß am Fußball hat, funktioniert es nicht“, sagt auch Trainer Unsöld. Der frühere Bundesliga-Profi des SSV Ulm ist beeindruckt, wie die Jugendlichen ihre Aufgabe fern der Heimat angehen: „Sie würden am liebsten noch öfter trainieren. Dazu sind sie sehr diszipliniert und demütig. Keiner betritt ohne Erlaubnis den Rasen oder beginnt mit dem Essen. Da können sich unsere Jungs durchaus etwas abschauen“, sagt der 42-Jährige.
Sportlich ist das momentan noch anders herum. Im Idealfall läuft das Projekt aber bis 2021 – mit stetig verbesserten Jahr- gängen. Auch, weil die Ausbildung in Indien in Abstimmung mit dem DFB professionalisiert werden soll: eine weitere Säule des Konzepts. Denn ohne eine deutliche Modernisierung der Infrastruktur wird es schwer, den Fußball in Indien lang- fristig auf ein höheres Niveau zu heben. „Wir können keine jüngeren Spieler nach Deutschland holen, da
wir keine Zwölfjährigen aus ihrem sozialen Umfeld reißen wollen. Sie sollen zukünftig in Indien zentralisierter in Leistungszentren ausgebildet werden und dann mit einer stark verbesserten Grundausbildung nach Hoffen- heim kommen“, sagt Thomas Richter. Der Leiter Spielbetrieb & Lizenzbereich der TSG hat das Projekt auf Seiten des Clubs mit Lutz Pfannenstiel vorangetrieben.
Das Trainerteam: Mahesh Gawli, Oliver Unsöld und John Raj (v.l.)
Durch das gemeinsame Projekt hat der 35-jährige Richter die TSG frühzeitig auf dem wachsenden indischen Markt positio- niert: „Wir haben dort nun unglaublich viel Medienpräsenz, unser Testspiel im Vorjahr gegen die Auswahl des Bundesstaa- tes Mizoram haben 14 Millionen Menschen im indischen TV gesehen. Die Bundesliga wird seit dieser Saison übertragen und Hoffenheim ist nach dem FC Bayern der bekannteste Verein. Und wir werden noch mehr Interesse wecken.“
Fußball hat sich im von knapp 1,3 Milliarden Menschen bewohnten Land zwar zur zweitbeliebtesten Sportart hinter Cricket verbessert – Weltranglistenplatz 167 zeugt aber vom vorhandenen Entwicklungspotenzial. Da UniLazer ein stark vernetzter Partner ist, erfährt die TSG 1899 Hoffenheim eine große mediale Aufmerksamkeit im Rahmen der dortigen Fußball-Berichterstattung. In den Beiträgen ist auch das hoffnungsvolle indische Trainerduo Gawli/Raj immer wieder ein Thema. Die Erfahrungen aus Hoffenheim sollen den in- dischen Fußball in der Zukunft prägen. „Deutschland ist die Nummer eins im Weltfußball. Wir wollen uns weiterbilden und unser Wissen dann in Indien an Trainer und Spieler wei- tergeben. Das Training ist hier viel professioneller, in Indien sind manche Trainer normale Sportlehrer. Wir wollen den indischen Fußball moderner und europäischer ausrichten“, sagt Raj, der in Hoffenheim vor allem die Spiele der Junio- ren-Mannschaften mit großem Interesse verfolgt. Gawli stimmt ihm zu. Auch seiner Meinung nach führt der Weg in eine bessere fußballerische Zukunft in Indien über Hoffenheim:
„Es ist ein Traum, so arbeiten zu dürfen. Fußball ist alles in meinem Leben und ich hoffe, dem Sport in meiner Heimat durch diese Erfahrungen etwas
zurückgeben zu können.“
Verein
  Richter ist bei der TSG auch für die Internationalisierung zuständig und deshalb froh über die Ko- operation mit UniLazer.
Bei der TSG zuständig: Thomas Richter (l.) und Lutz Pfannenstiel.
SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
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