Page 26 - Spielfeld_November_2015
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  Jonathan Schmids Weg in die Bundesliga verlief untypisch. Als er im Alter von 17 Jahren in der Senioren-Verbandsliga spielte und in die Welt des Amateurfußballs eintauchte, hatte sein Vater die Hoffnungen auf eine Karriere schon aufgegeben.
Doch der Franzose kämpfte sich zurück.
 VOM HOBBY-ANGLER ZUM PROFI-KICKER
 Großer Jubel über den ersten Bundesliga-Treffer im Trikot der TSG: Jonathan Schmid feiert sein Tor zur 1:0-Führung beim FSV Mainz am 5. Spieltag.
Seine Schnelligkeit hat Jonathan Schmid schon immer geholfen. Nicht nur beim Fußball. Als Teenager vor allem dann, wenn es brenzlig wurde. Und das wurde
es früher öfter, speziell beim Angeln. Wenn Schmid und seine Freunde samstags im von Betonburgen geprägten Straßbur- ger Problemviertel Neuhof mal wieder keine Lust auf die Schule hatten, ging es an den Fluss Ill. Mit Dosenbier. Ohne Angelschein. „Das war natürlich verboten. Als die Polizei kam, mussten wir immer los sprinten, aber sie haben uns nie gefasst“ sagt er. Seine Augen sprechen dabei mit Freude, seine Stimme mit französischem Akzent.
Die Mischung aus Entspannung und Nervenkitzel entfachte eine große Leidenschaft für den aus Angeln und Sprinten be- stehenden Biathlon elsässischer Art. Schmid und seine Jungs zogen sogar nachts los, da es nur im Dunkeln möglich war, riesige Aale zu fangen. Glitschige Trophäen, die allerdings schnell wieder im Wasser landeten. Essen wollte Schmid die Fische nicht, obwohl er respektable Erfolge erzielte. „Der Größte war mehr als ein Meter lang“, erinnert sich der mittlerweile 24-Jährige. Und grinst dabei – belustigt und verwundert zugleich ob der eigenen Vergangenheit.
Erst am Pokertisch, dann die Entdeckung
Schmid ist kein gewöhnlicher Profi, der Weg in die riesigen Arenen verlief für ihn erst ab den A-Junioren linear. Zuvor nahm er etliche Ausfahrten, die seine Ankunft in der Bun- desliga rückblickend als mittleres Wunder erscheinen lassen. Sein Vater hatte die Hoffnung bereits aufgegeben: „Er sagte mir, dass ich es nicht mehr schaffe. Aber ich habe wirklich immer an mich und mein Potenzial geglaubt.“
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