Page 86 - Spielfeld_Oktober_2015
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 „DIE TSG HAT MIR ALLES ERMÖGLICHT“
Philipp Ochs war zweimal Deutscher Meister mit den Junioren der TSG Hoffenheim. Mit 18 Jahren ist er in der Bundesliga angekommen. Im Interview schildert er, wie er Schule und Profi-Fußball unter einen Hut bekommt.
Philipp, Du bist in dieser Saison bereits in der Bundesliga eingesetzt worden, Du hast gegen die Champions-League-Teams Leverkusen und Bayern München gespielt. Nebenbei gehst Du noch zur Schule, wie sieht Dein Alltag aus?
„Seit der U16 wohne ich im Internat der TSG. Es wird versucht, alle Spieler auf die Partnerschulen zu bringen, dann können sie auch das Elite­Trai­ ning absolvieren. Nach den Einheiten und dem Unterricht gibt es eine Hausaufgabenbetreuung, dann Mittagessen, dann wieder Training. Und abends hat man Zeit, sich mit den Jungs zu treffen, Playstation zu spielen oder eben zu lernen. Man muss ja alles nachholen, was man durch das Training verpasst.“
Warum hast Du Dich für das Leben im Internat entschlossen?
„Ich komme aus Wertheim, das sind rund anderthalb Stunden Fahrtzeit bis zum Trainingsgelände. Drei Jahre lang haben mich meine Eltern zu jedem Training und zurück gefahren. Das war irgendwann auch für meine Familie zu viel.“
Du warst damals erst 15 Jahre alt, das war bestimmt kein einfa- cher Schritt.
„Zu Beginn war es auch für meine Eltern schwer, dass ich von daheim weg war. Aber dann waren sie auch ganz froh, dass sie mehr Freizeit hatten. Für mich war es eine große Umstellung, plötzlich war ich allein. Zu Hause gab es ja den Bruder, mit dem man immer was unternehmen konnte. Am Anfang habe ich auch noch jeden Abend daheim angerufen. Aber jetzt ist alles gut.“
Wird man durch die Disziplin des Fußballs und solche Schritte früher erwachsen als andere Teenager?
„Ich glaube schon. Freunde von mir, die immer noch zu Hause wohnen, sind schon anders. Die können sich nicht einmal etwas Gescheites zu essen kochen. Mittlerweile wohne ich allein, da muss ich das können. Ich muss mich ja gesund ernähren und kann mir nicht einfach jeden Abend eine Pizza in den Ofen schieben. Man merkt einfach, dass man reifer wird.“
Der Aufwand hat sich gelohnt, Du hast es in den Profi-Kader geschafft. Bist Du dankbar für die Hilfe auf dem Weg dorthin? „Ja, ganz besonders meinen Eltern. Als die mich das erste Mal in der Bundesliga gesehen haben, hat sie das sehr berührt. Mein Vater hat mich direkt angerufen und gesagt, wie stolz er auf mich ist. Da ging auch mein Herz auf, denn in der Jugend habe ich das nicht so oft gehört, weil er im­ mer wollte, dass ich mehr mache. Auch meine Freunde standen immer hinter mir. Und die Trainer aus der Akademie haben mir natürlich sehr geholfen. Dank Wolfgang Heller bin ich damals Junioren­Nationalspieler geworden, unter Frank Fröhling in der U15 erstmals Deutscher Meister und unter Julian Nagelsmann in der U19 dann noch einmal. Das sind wichtige Menschen für mich. Die TSG hat mir das alles ermöglicht.“
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