Page 7 - Spielfeld_Oktober_2015
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 11 FAKTEN
1.) Das „Derby“ hat eine lange Tradition. Es geht zurück auf das „Shro­ vetide­Spiel“, das seit dem 12. Jahrhundert jeweils an Karneval in Ashbourne in der mittelenglischen Graf­ schaft Derbyshire aus­ getragen wird. Dabei versuchen die Akteure der Nachbargemein­ den, mit einem Ball das Tor des Gegners, einen Mühlstein, zu berühren.
Mixed Zone
...ÜBER DAS DERBY
Kaum ein Begriff wird so gern bemüht im deutschen Fußball: Ständig gibt es irgendwo ein Derby. Dabei geht es traditionell eigentlich um das Duell zweier Clubs einer Stadt. Geschichten darüber gibt es zumindest genug.
     Prinz Charles eröffnet das Derby.
5.) In Europa ist das „Old Firm“ zwischen Celtic Glasgow und den Glasgow Rangers mit bis dato 400 Partien das am häufigsten ausgetragene Stadt­Der­ by. Die besondere Brisanz erhält die Partie durch die religiöse Komponente. Die Glasgow Rangers als Club der Protestanten, Celtic der katholisch geprägte Verein der irischen Einwanderer.
6.) Fünf Londoner Clubs spielen in der Premiere League, aber die größte Tradition hat das Derby zwischen Arsenal und Tottenham. Die Rivalität währt 100 Jahre. Zum einen zog Arsenal 1913 aus dem ärmeren Süden Londons in die unmit­ telbare Nachbarschaft, zum anderen mussten die Spurs anno 1919 als Tabellenletzter absteigen – und Arsenal, obgleich nur Zweitliga­Fünfter, profitierte von der Aufstockung auf 22 Clubs. Der damalige Arsenal­Boss Sir Henry Norrissoll soll bei der Entscheidung mitgefingert haben.
7.) Den FC Liverpool und den FC Everton trennen beim Merseyside­Derby gar nur 800 Meter. Pikante Note: Das legendäre Stadion an der Anfield Road war ursprünglich Spielstätte des 1878 gegrün­ deten FC Everton. 1892 wurde die Pacht aber derart erhöht, dass der Club den Umzug in den Goodison Park vorzog – und der Stadionbesitzer mit seinen Getreuen den FC Liverpool gründete.
8.) Der „Superclási­
co“: Der Arbeiterclub
Boca Juniors gegen
die Bürgerlichen von
River Plate. Mehr als
ein Spiel zweier Clubs
aus Buenos Aires –
teils abscheulicher Hass. Als River Plate 1994 mit 2:0 siegte, befahl einer der Boca­Fananführer den Mord an zwei River­Plate­Fans. Die zynische Botschaft, als Graffiti gesprüht, hieß: „Wir haben zum 2:2 ausgeglichen.“ Das Derby im Mai musste abgebrochen werden: Boca­Fans hatten Spieler von River Plate mit Pfefferspray attackiert.
9.) Eine Stadt, zwei Kontinente. Wenn Galatasary aus dem europäischen Stadtteil Beyoglu auf Fenerbahce (aus dem asiatischen Kadiköy) trifft, hält ganz Istanbul den Atem an. Die Partie, in­ zwischen mehr als 350 Mal ausgetragen, wird das „interkontinentale Derby“ genannt. Ein Novum.
San Siro brennt: das Mai- länder Stadion beim Derby.
10.) Die Italiener nen­ nen es das Derby della Madonnina, benannt nach der Madonna auf der Turmspitze des Mailänder Doms. Das Besondere an diesem Derby: Inter und der AC Mailand teilen sich das Guiseppe­Meazza­Sta­ dion in San Siro – und beide Vereine sind nati­ onal wie international ähnlich erfolgreich. So ist Mailand die einzige Stadt Europas, die zwei Champions­League­ Sieger beheimatet.
11.) In der Stadt mit zwei großen Klubs ist die Anhängerschaft auch oft Bekenntnis zum Lebensstil. Wie in Madrid, wo die „Kö­ niglichen“ von Real – 1902 von Vertre­ tern des Bürgertums und adligen Kreisen gegründet — den Club der Oberschicht reprä­ sentieren. Atletico da­ gegen, im Süden der Kapitale zu Hause und von baskischen Studen­ ten gegründet, gilt bis heute als Arbeiterclub. Entsprechend rassig geht es in den Derbys zur Sache.
 2.) Wann und wo das erste Fußball­Derby statt­ fand, ist dagegen strittig. Angeblich gab es am Boxing Day (26. Dezember) 1860 das erste Duell zwischen dem FC Sheffield und dem Stadteilclub Hallam FC. Nachweisbar ist das Derby am 22. März 1866 in Nottingham — zwischen Forest und Notts County.
3.) Der Begriff „Derby“ wird inzwischen im Fußball inf lationär gebraucht, hat längst die Stadt­ oder Regionsgrenzen hinter sich gelassen. Die Partie zwischen der TSG und dem VfB Stuttgart gilt selbstverständlich als „Derby“, dabei trennen die beiden Kontrahenten mehr als 80 Kilometer.
4.) In Deutschland gab es fünf Stadtduelle in der Eliteklasse. Aber nur in München (Bayern, 1860) und Hamburg (HSV, St. Pauli) hatten diese Derbys länger Bestand, nur zwei Spielzeiten gab es Duelle in Berlin (Hertha BSC, Tennis Borussia) und Stuttgart (VfB und Kickers), das Kräftemes­ sen in Köln (1973/1974) zwischen dem FC und Fortuna blieb die Ausnahme.
Boxende Torhüter im Derby-Duell: Petar Radenkovic (1860 München, l.) und Sepp Maier (FC Bayern).
         SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
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Unter Polizeischutz verlassen die Trainer das Spielfeld.







































































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