Page 67 - Spielfeld_Oktober_2015
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  Bild links: Sebastian Kienle aus Deutschland ist am 05.07.2015 bei der Ironman European Championship in Frankfurt am Main (Hessen) auf der Marathonstrecke.
Bild unten: Sebastian Kienle aus Deutschland läuft am 05.07.2015 nach dem Start der Ironman European Championship im Langener Waldsee bei Frankfurt am Main (Hessen) zur Wech- selzone.
Foto: Arne Dedert/dpa
Region
  Warum soll ein Triathlet anders empfinden? Der Faszination des Fußballs kann auch er sich kaum entziehen. Ob in Trainings­ lagern oder auf Wettkämpfen: Oft genug tauscht er sich mit
anderen Triathleten über die Bundesliga aus. Der weltbeste Langdistanz­ athlet und Ironman­Weltmeister Sebastian Kienle bildet da keine Ausnah­ me. „Ich verfolge zwar das Geschehen nicht ganz so stark, aber ich war immerhin dreimal bei der TSG Hoffenheim im Stadion.“ Die Karten hat ihm Michael Wagner, sein Mechaniker, verschafft: Wagner besitzt neben einem Radsportgeschäft in Weinheim auch Dauerkarten für die WIRSOL Rhein­Neckar­Arena.
Besonders beeindruckt hat Kienle die Stadion­Atmosphäre. „Die Fankultur in Deutschland ist etwas Besonderes. Ich glaube, das findet man sonst nirgendwo. Schon beim Einlaufen der Spieler habe ich mir gedacht: Da könnte ich gar nicht spielen, so würde mein Puls in die Höhe gehen“, sagt der 31­Jährige. Und: „Ich müsste wohl dreimal das Feld hoch und runter laufen, um mit dem Adrenalin wieder runterzukommen. Vorher könnte ich gegen keinen Ball treten.“
Kurze Karriere als Fußballer
Auch Kienle hat es in jungen Jahren mal selbst probiert. „Als deutscher Junge muss man wohl zumindest einmal selbst Fußball gespielt haben.“ In seinem Heimatort Knittlingen im Enzkreis hat er dann aber keine Kicker­Karriere eingeschlagen, sondern begann bereits mit zwölf Jahren mit dem Triathlon. Sein Faible für diese anspruchsvolle Ausdauersportart wuchs und wuchs. Und bald stellten sich die ersten Erfolge ein. Sein erstes Rennen über die Langdistanz mit 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42 Kilometer Laufen bestritt er 2010 beim Challenge Roth, wo er als Zweiter auf Anhieb unter der magischen Acht­Stunden Marke blieb. Acht Stunden – das sind gut fünfeinhalb Fußballspiele am Stück.
Im Oktober 2014 gelang dem meinungsstarken Studenten dann der große Coup: der Triumph beim legendären Ironman Hawaii. Als vierter Deutscher. Vor ihm hatten sich nur Thomas Hellriegel (1997), Normann Stadler (2004/2006) und Faris Al­Sultan (2005) in die Siegerliste eingetragen. Immer wieder wird dem 31­Jährigen die Frage gestellt, ob er angesichts seines (Trainings­)Einsatzes nicht neidisch auf die Verdienste etwa eines Fußbal­ lers sei, der um ein Vielfaches besser entlohnt werde.
„In einem Stadion könnte ich gar nicht spielen, so würde mein Puls in die Höhe gehen.“
SEBASTIAN KIENLE
  SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
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