Page 21 - Spielfeld_Oktober_2015
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 Eduardo Vargas hatte einen perfekten Sommer. Im Juli gewann der Chilene mit der Nationalelf in Santiago die „Copa“, er selbst wurde Torschützenkönig der Südamerika-Meisterschaft. Nun will er bei der TSG Hoffenheim zeigen, dass er auch im Club Höchstleistungen bringen kann.
S antiago de Chile und Hoffenheim liegen für Eduardo Jesús Vargas Rojas mehr als 12.090 Kilometer ausein­ ander. Die emotionale Distanz zwischen der 5,4­Millio­
nen­Einwohner­Metropole und dem 3.000­Seelen­Dorf ist größer als die geografische, die vergangenen Monate bescherten dem Stürmer Erfahrungen aus verschiedenen Welten. Nur acht Wo­ chen, nachdem er nach dem Finalsieg gegen den großen Rivalen Argentinien im Estadio Nacional de Chile auf dem Tor sitzend inmitten ekstatischer Fans den Siegerpokal der Copa America in den Nachthimmel reckte, trainiert er nun auf dem Rasen des TSG­Trainingszentrums in Zuzenhausen. Ruhe statt Rummel. Privatsphäre statt Personenkult. Ein maximaler Kontrast, ver­ bunden mit der Ankunft in eine neue Mannschaft und Kultur.
Der 25­Jährige ist Neuanfänge gewohnt – und froh über das Abenteuer Bundesliga. „Der Triumph bei der Copa in meinem Heimatland und der Titel des besten Torschützen des Turniers sind das Größte, das ich in meiner Laufbahn bisher erreicht habe. Aber nun konzentriere ich mich auf die Zukunft, ich will meine Leistungen in Hoffenheim bestätigen.“ Der Einstieg verlief für ihn viel versprechend. Bei seinem ersten Auftritt in der WIRSOL Rhein­Neckar­Arena gegen Werder Bremen benö­ tigte er nur drei Minuten, um das erste Tor in seiner neuen Heimat zu erzielen. Und dennoch ist seine Zurückhaltung nicht gespielt. Zwar sorgen die flächendeckenden Tattoos und der muskulöse Oberkörper für eine selbstbewusste Erscheinung, Vargas' Auftreten seit der Ankunft bei der TSG hat aber auch durchaus demütige Züge. Keine vollmundigen Kampfansagen oder Versprechungen – Vargas konzentriert sich allein auf die Arbeit auf dem Rasen. Dort will er zeigen, dass er auch fern der Heimat konstant für Furore sorgen kann.
Riesenfreude bei den Chilenen um Eduardo Vargas (r.) nach dem Gewinn der Südamerika-Meisterschaft im Juli.
Denn so geradlinig seine Lauf bahn in Südamerika verlief, so sehr kennzeichneten Umleitungen seine Karrierepfade in Europa. Die TSG ist bereits der vierte Anlauf, nachdem die Ausf lüge in die drei anderen Top­Ligen nicht den erhofften Erfolg brachten. Vargas erreichte selten die Form, die ihn im Nationalteam zu einem Star in Südamerika machten. Nach seinem Wechsel im Jahr 2012 für einen zweistelligen Millionenbetrag von CF Uni­ versidad de Chile zum SSC Neapel begann die Odyssee, die ihn mit einem Zwischenstopp bei Gremio Porto Alegre in Brasilien zum spanischen Topclub FC Valencia und zu den Queens Park Rangers nach England führte. Ein Leben auf der Durchreise.
Rastlose Jahre im Ausland
Der Angreifer blickt mit gemischten Gefühlen auf die rastlosen Jahre zurück. Von Ortswechseln hat er genug. „Mir würde es auch gefallen, lange in einem Team zu spielen. Aber als ich nach Neapel kam, machte ich keine guten Erfahrungen. Da wollte ich weg. In Valencia habe ich gut gespielt, aber der Club hatte nicht genug Geld, mich zu verpf lichten. Dann wurde ich nach England verliehen und verletzte mich. Bei der Copa war ich dann aber wieder richtig gut drauf – und jetzt bin ich hier.“
Profis
         SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
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