Page 82 - Spielfeld_September_2015
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 DER MANN, DER DAS GRAS WACHSEN HÖRT
Klaus-Peter Sauer schaut skeptisch auf den Platz.
Er geht in die Knie, lässt einige Grashalme durch die Finger gleiten. Er prüft den Rasen, als ob es feine Wolle oder ein teurer Stoff wäre. Der 43-Jährige ist noch nicht richtig zufrieden. „Wir sind erst bei etwa 80 bis 85 Prozent. Noch ist unser Rasen nicht optimal“, sagt er. „Der Sommer war zu heiß. In diesem Jahr dauert es etwas länger.“ Erst im Oktober könnte es soweit sein, dass die Ra- senfläche in der WIRSOL Rhein-Neckar-Arena bei hundert Prozent liegt und ihre ganze Pracht entfaltet. KP Sauer – er wird nur mit den Anfangsbuchstaben seines Vornamens ge- rufen – ist bei der TSG 1899 Hoffenheim der Greenkeeper (Grünhüter). Dieser Begriff hat sich in der Sportszene für Rasenmeister inzwischen eingebürgert.
Wusstest Du, dass der Rasen keine hundertprozentige Wiese ist, sondern sich Kunststoff darin befindet?
Im Boden sind Kunststoffwaben eingelassen, in der der Rasen eingesät wird. Im Sommer wird das Gras einmal ganz abgefräst, um eine komplette Neusaat vorzunehmen.
KP Sauer ist der Mann, der das Gras wachsen hört. Er ist verantwortlich für das Stadion in Sinsheim und alle weite- ren Rasenflächen der TSG. Und das sind eine Menge: In Zu- zenhausen das Trainingszentrum des Profiteams mit fünf Fußballfeldern sowie die Akademie-Arena, in Hoffenheim die Trainingsplätze der Junioren und das Dietmar-Hopp-Sta- dion. „Die Rhein-Neckar-Arena ist natürlich der wichtigste Platz für uns, aber viel mehr Arbeit macht das Dietmar- Hopp-Stadion. Denn dort finden im Jahr 50 Spiele der Junioren und der Frauen statt. Der Platz muss ständig sehr intensiv gepflegt werden.“ Sieben Mitarbeiter, größtenteils mit einer Fachausbildung als Landschaftsgärtner, hat KP Sauer. Sebastian Kowa ist der Kollege, der ständig und ausschließlich in der Sinsheimer Arena arbeitet. Denn
KP Sauer hat noch einen anderen Job.
Er ist auch der leitende Greenkeeper des Golf Club
St. Leon-Rot. Auf den zwei 18-Loch-Anlagen, die zu einem der berühmtesten Golfplätze in Deutschland gehören,
hat KP Sauer sogar – kaum zu glauben, aber wahr – 28 Mitarbeiter, die die Rasenflächen hegen und pflegen. Das Areal ist riesig im Vergleich zum Spielfeld im Stadion. Der Fußballrasen ist zwar mit etwa 7.200 Quadratmetern über- schaubar, aber er wird eben ganz anders „beackert“. Kommt es bei Regen zu intensiv umkämpften Partien, bei denen die Spieler mit ihren Grätschen die Grassode aufreißen, sieht der Platz danach aus wie umgepflügt.
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