Page 54 - Spielfeld_September_2015
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  FANCLUB „KRAICHGAU-BRASILIANER HOFFENHEIM 2008“
SAMBA IN HOFFE
Der Fanclub liebt südamerikanische Spielkultur, Fröhlichkeit und Verkleidungen
Echtes Fanclub-Leben: Gemeinsame Party mit dem befreundeten Mainz 05-Fanclub Harxheimer Wingertsknorze (l.) und auf einer Auswärtsfahrt im Bus. (r.)
  Was Brasilien und der Kraichgau gemeinsam haben? Nicht allzu viel, möchte man meinen. Gerade nach dem Abschied von Roberto Firmi- no. Die 276 Mitglieder des Fanclubs „Kraichgau-Brasilianer Hoffenheim 2008“ sehen das etwas anders. „Früher haben wir immer gesagt: Wir sind die Brasilianer – weil unser Fußball so attraktiv und elegant war. Deshalb auch unser Name“, sagt der Vorsitzende Michael Lindner.
Er und ein Dutzend andere TSG-Fans waren schon zu Re- gionalliga-Zeiten bei jedem Heim- und vielen Auswärts- spielen dabei. Nach und nach wurde die Truppe größer. Lindner erinnert sich gern: „Wir blieben immer lange im FairPlay-Clubhaus, haben abends mit Ralf Rangnick das Sportstudio geschaut oder mal schnell das Weizenbier eines Spielers gegriffen, wenn der Trainer unverhofft rein kam.“
In der Saison vor dem Aufstieg in die Zweite Liga mietete die Truppe um Lindner erstmals kleine Busse, um zu den Spielen zu fahren – Sitz des Fanclubs ist Obrigheim-As- bach, an der Grenze zwischen dem Neckar-Odenwald- und dem Rhein-Neckar-Kreis. „Mike Diehl und Emil Vetter frag- ten uns irgendwann, ob wir nicht einen Fanclub gründen wollen. Wir waren einer der ersten.“ Die Busse wurden im- mer größer und voller: Zu Spitzenzeiten reisten 124 Fans in einem Gelenkbus an.
„Unsere Mitgliederzahl hat sich mit den Jahren und dem einen oder anderen sportlichen Misserfolg etwas reduziert.“ Die „Brasilianer“ wohnen zwischen Heidelberg und Bad Mergentheim und sind zwischen zwei und 76 Jahren alt. „Bis zu ihrem Tod letztes Jahr war sogar noch eine 82-Jäh- rige aktiv in der Südkurve mit dabei. In voller Montur“, erzählt Lindner.
Samba vortanzen müssen Neu-Kraichgau-Brasilianer nicht, aber der Spaß am Fußball und gute Stimmung sollen im- mer im Vordergrund stehen. „Wir akzeptieren keine Rassis- ten, Faschisten oder sonstige Extremisten. Das ist auch in unserer Satzung verankert“, sagt der Vorsitzende.
Aber inwieweit lebt Lindners Kraichgau-Seleção die süd- amerikanische Fröhlichkeit und Lockerheit selbst? „Einmal im Jahr machen wir einen mehrtägigen Ausflug, bei dem wir uns verkleiden. Da sind wir zum Beispiel mit überdi- mensionalen Hüten in den brasilianischen Farben unter- wegs. In Berlin wurden wir abgeführt, weil wir alle Warn- westen trugen, die denen der Ordner sehr ähnlich sahen“, sagt der 48-jährige Fahrlehrer und lacht. Auf dem Spielfeld könnte es nach seinem Geschmack derzeit noch etwas süd- amerikanischer zugehen: „Der Brasilien-Faktor liegt gerade vielleicht bei 30 Prozent. Da ist noch Luft nach oben.“ Der Weggang von Firmino sei für viele Mitglieder ein „echter Schock“ gewesen. Aber für Lindner und seine Mitstreiter naht Hoffnung: „Wir haben ja jetzt mit dem jungen Joelin- ton einen neuen Brasilianer...“
KRAICHGAU-BRASILIANER
HOFFENHEIM 2008
Gegründet: April 2008
Mitglieder: 276
Internet: www.kraichgau-brasilianer.de
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