Page 44 - Spielfeld_September_2015
P. 44

 Emil Vetter mit seiner Frau Brigitte.
„Schlechte Spieler gibt es hier nicht. Vielleicht haben manche mal einen schlechten Tag. Aber ansonsten sind wir top.
Ich glaube an die Mannschaft!“
EMIL VETTER
Vetter selbst hört man nichts Schlechtes über die Spieler der TSG sagen. Nicht einmal nach schwachen Spielen. „Schlechte Spieler gibt es hier nicht. Vielleicht haben man- che mal einen schlechten Tag. Aber ansonsten sind wir top. Ich glaube an die Mannschaft!“ So klingt bedingungslose Zuneigung. Und er wünscht sich, dass gelegentlich auch mal ein Spieler in seinem Kiosk vorbeischaut – beispiels- weise für eine Autogrammstunde. Kevin Kurányis Wort hat Vetter schon: „Er hat mir versprochen, mal auf einen Kaffee im Kiosk vorbeizuschauen.“ Zu seiner Vorstellung kamen knapp 400 Fans. Ansonsten kommen etwa 200. „Diese Sai- son sind es noch mehr als in der letzten“, sagt Vetter. Er erwartet, dass das Team am Saisonende zu den sieben bes- ten Mannschaften gehört, hofft gar auf Platz 5 und träumt manchmal von der Champions League: „Das ist mein größ- ter Wunsch. Da würde ich sogar wieder zu Auswärtsspielen reisen.“ Frau Brigitte ist Realistin, sie kümmert sich lieber um die praktischen Dinge: „Das Schild, dass wir am Sonntag geöffnet haben, steht noch nicht draußen!“
Denn der Kiosk, der geht immer vor. Als Vetter mit seiner Frau dieses Jahr von Mauer nach Sinsheim zog, wurde der Umzug in die spielfreie Zeit gelegt. So handhabt er es auch mit seinen Besuchen im Fitnessstudio und sogar mit dem Urlaub: Verreist wird nur außerhalb der Saison. Sein Leben richtet sich nach dem Verein. „Da gehört schon viel Herz- blut dazu. Aber ich bin hier inzwischen so tief verwurzelt. Es macht einen Riesenspaß.“ Für sein Hobby, das Angeln, bleibt dem Rentner keine Zeit. Vor seiner TSG-Zeit, die 1996 begann, war Vetter bei der Post für die Zollabfertigung zu- ständig. Mit 57 Jahren ging er in Altersteilzeit. „Jetzt schaffe ich nichts mehr und entspanne zu Hause“, habe er damals beschlossen. „Ein Vierteljahr habe ich es ausgehalten“, sagt er. Dann hat er bei seinem Verein wieder mit angepackt. Sein Engagement ist nicht im Verborgenen geblieben. So- gar, wenn er durch Heidelberg spaziert, grüßen ihn jedes Mal Einige. „Manche davon kenne ich gar nicht“, gesteht Emil Vetter. Aber man kennt ihn – den bunten Hund im blau-weißen Fußball-Land.
44
 



























































































   42   43   44   45   46