Page 14 - Spielfeld_September_2015
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AUF DEM WEG ZUR EM 2016
Sebastian Rudy ist Hoffenheims Re- kordnationalspieler – und darf sich aufgrund seiner Vielseitigkeit gute Chancen auf die Teilnahme an der Europameisterschaft 2016 in Frank- reich (10. Juni - 10. Juli) ausrechnen.
Die Beziehung zwischen Joachim Löw und Sebastian Rudy begann schon vor vier Jahren. Im Juni 2011, ein Jahr nach dem begeisternden Auftritt der DFB-
Elf bei der WM in Südafrika, stand ein EM-Qualifikationsspiel in Aserbaidschan auf dem Programm. Es herrschte akute Personalnot und weil kurzfristig auch Bastian Schweinsteiger, Sami Khedi-
ra, Lars Bender und Christian Träsch absagen mussten, fand Löw damals eine sehr überraschende Lösung. Er nominierte unmittelbar vor dem Abflug nach Baku den damals 21-jährigen Sebastian Rudy nach. „Damit hat alles begonnen. Ich spielte noch in der U21 und hatte überhaupt nicht damit gerech- net“, erinnert sich Rudy. Beim 3:1 gegen Aserbaidschan kam der Hoffenheimer zwar nicht zum Einsatz, aber er erlebte erstmals die Atmosphäre rund um die Eliteauswahl.
Vier Jahre später gehört der gebürtige Schwarzwälder zum festen Ensemble der Nationalmannschaft. Auch für die wichtigen Duelle in der EM-Qualifika- tion gegen Polen und in Schottland
war Rudy – wie sein Clubkollege Kevin Volland – wieder nominiert. Längst ist nicht ausgeschlossen, dass Sebastian Rudy bei der Europameisterschaft 2016 in Frankreich zum Stammpersonal von Bundestrainer Joachim Löw gehören
wird. Der 25-Jährige ist zum Baustein für die deutsche EM-Defensive gereift. „Ich werde mich auf jeden Fall reinhau- en. Das ist ein großes Ziel für mich“, sagt Rudy. „Es ist zwar noch weit weg, aber zuletzt habe ich in der National- mannschaft ja immer meine Einsatzzei- ten bekommen. Da will man sich natür- lich weiter beweisen.“
„Ich habe gesehen,
dass er in der Spiel- auslösung nach vorne sehr gut sein kann.“ BUNDESTRAINER JOACHIM LÖW ÜBER SEBASTIAN RUDY
Sein Debüt in der DFB-Auswahl gab der defensive Mittelfeldspieler am 1. Mai 2014, als in Hamburg eine deutsche Mannschaft in Abwesenheit der meisten WM-Teilnehmer mit acht Neulingen 0:0 gegen Polen spielte. Rudy trug das Tri- kot mit der Nummer 6 und agierte auch als „Sechser“ auf dem Rasen. Beim ersten EM-Qualifikationsspiel gegen Schottland am 07. September 2014 in Dortmund bot Löw den Hoffenheimer dann als Rechtsverteidiger auf.
Rudy wird diesen Sonntagabend nie vergessen. Sein erstes Pflichtspiel für Deutschland war per se ein besonderes für den Hoffenheimer; dass er zudem als Außenverteidiger in der Startelf stand, machte es noch spezieller. „Überrascht war ich schon“, sagte Rudy, der bei der TSG und auch in der U21-Nationalaus- wahl fast ausschließlich im zentralen Mittelfeld agiert hatte. „Aber es hat ganz
gut funktioniert“, fand er danach. Beim 2:1-Sieg bereitete er das 1:0 von Tho- mas Müller mit einer perfekt getimten Flanke vor.
Erst nach dem Abschlusstraining hatte der Schwarzwälder von der ungewöhn- lichen Idee des Bundestrainers erfahren. „Er hat mich gefragt, ob ich mir das zu- traue“, berichtete Rudy. „Ich hab’ es mir natürlich zugetraut.“ Denn auch wenn Rudy kein Hehl aus seiner Lieblings- position im defensiven Mittelfeld macht („Da fühle ich mich am wohlsten“), für die DFB-Auswahl geht er gern Kompro- misse ein: „Bei der Nationalelf denkst du: Hauptsache dabei.“ Löw versuchte hinterher erst gar nicht, den Eindruck zu erwecken, als wäre die Versetzung das Ergebnis eines schon lange gehegten Plans gewesen. Sie entsprang eher spontaner Eingebung: „Ich habe ihn mal im Training auf diese Position gestellt und gesehen, dass er in der Spielaus- lösung nach vorne sehr gut sein kann.“
Wegen seiner überzeugenden Vorstellung gegen Schottland erhielt Rudy weitere Chancen, sich für den Kader der EURO 2016 zu empfehlen. Und dort könnte Rudy zu einem festen Teil des Löw’schen Personalpuzzles werden. Denn der Bun- destrainer wird in der Abwehrkette nicht mehr auf vier Innenverteidiger bauen wie bei der WM. „Wir werden mit nicht allzu vielen defensiven Leuten auflaufen“, be- tonte der Bundestrainer. „Wir brauchen Leute, die auch in der Offensive Akzente setzen können.“ Dieser Satz dürfte in den Ohren von Sebastian Rudy besonders gut klingen.



















































































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