Page 75 - Spielfeld_August_2015
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                 Region
 „WIR WOLLEN EINE LIGA ETABLIEREN“
 Stefanie Wild, Leitung Schule/Beruf/Sozi- ales bei Anpfiff ins Leben e.V.“, über die Bedeutung des Amputiertensports.
Frau Wild, „Anpfiff ins Leben“ bietet im Rahmen des Projekts „Bewegungsför- derung für Amputierte“ verschiedene Sportarten für Menschen mit Amputati- on an. Welche?
„Wir veranstalten mehrmals wöchentlich Fitnesstrainings in Walldorf und Hoffenheim. In Hoffenheim findet außerdem zweimal die Woche das Sitzvolleyball-Training statt und jeden zweiten und vierten Donnerstag im Monat trainieren dort die Amputierten-Fuß- baller. Zudem organisieren wir Radtouren, Nordic-Walking-Lauftreffs oder Wochenend- camps, wo beispielsweise Kanu- oder Skifahren ausprobiert werden kann.“
Wie und wo trainieren die Amputierten- Fußballer in der Rhein-Neckar-Region? „Der „Anpfiff ins Leben“-Pavillon in Hoffen- heim ist die zentrale Anlaufstelle. Dort kön- nen die Fußballer bei Wochenend-Einheiten kostenlos übernachten und sich in der Küche selbst verpflegen. Das ist wichtig, weil viele Sportler weite Anreisen haben. Es gibt dort außerdem einen Kraft- und einen Bewegungs- raum sowie einen Raum für Physiotherapie. Trainiert wird meistens in der doppelgeschossi- gen Sporthalle direkt neben dem Pavillon.“
Wie finanzieren Sie das alles?
„Unser gemeinnütziger Verein wird von der Dietmar-Hopp-Stiftung unterstützt, aber ohne unser großes Netzwerk aus Sponsoren und Kooperationspartnern könnten wir das nicht stemmen. Die TSG 1899 Hoffenheim stellt bei- spielsweise ihre Fußballplätze zur Verfügung.“
Verglichen mit anderen Ländern steht der Amputierten-Fußball hier noch
am Anfang.
„Ja, leider. Die Sportart ist hier noch weitestge- hend unbekannt. Unser Ziel ist es, langfristig eine Liga zu etablieren – wie beim Blinden- fußball. Dazu braucht es in Deutschland aber noch mehr Vereine, die dahinter stehen. Das wäre sehr wichtig.“
Warum ist Sport für die Betroffenen
so wichtig?
„Sport und Bewegung sind enorm wichtig. Allein schon für die Lebensqualität. Viele Be- troffene trauen sich nicht, in normale Fitness- studios zu gehen und wissen überhaupt nicht, was mit einer Prothese noch so alles möglich ist. Besonders junge Menschen denken häufig, sie können sportlich nie wieder aktiv werden, was tragisch und meist auch falsch ist. Oft feh- len schlichtweg die Ansprechpartner. Dabei ist es so wichtig, Menschen nach einer Amputa- tion möglichst schnell wieder – im wahren Wortsinn – auf die Beine zu bringen.“
Wie ist das Feedback der Sportler?
„Vergangenes Jahr haben wir ein Laufevent or- ganisiert. Leute aus ganz Deutschland kamen, um Lauffedern auszuprobieren. Das Feedback war überwältigend. Manche haben sogar ge- weint, weil sie dachten, sie können niemals wieder schnell laufen. Diese Erfahrung war für sie extrem wertvoll. Genauso das Gefühl, dabei endlich einmal wieder den Wind in den Haaren zu spüren.“
KONTAKT
Anpfiff ins Leben e.V. Bewegungsförderung für Amputierte Silbergasse 22a, 74889 Hoffenheim Telefon: 0 72 61/9 74 66 07 Internet: www.anpfiff-ins-leben.de
    SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
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