Page 51 - Spielfeld_August_2015
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                                    TSG–FANCLUB ESSEN/RUHR
TIEF IM WESTEN
Die Fans der TSG 1899 Hoffenheim sind überall – sogar mitten im Ruhrgebiet zwischen Dortmund, Schalke und Bochum.
Ein Besuch beim TSG-Fanclub Essen/Ruhr.
Verein
 Hoffe, Hoffe – wir sind Hoffe“, hallt es durch die dunkle Holzfassade von „Sonja’s Treff“ nach draußen auf die Freisenbruchstraße. Es müssen mehrere Dutzend Fans sein, die drinnen die TSG-Hymne anstimmen. In der Kneipe dominieren zwei Farben: blau und weiß. Wer hier, mitten im Revier, von Blau-Weiß redet, meint den FC Schalke 04, VfL Bochum oder MSV Duisburg. Aber Hoffenheim?
Die erste Verbindung in den Kraichgau kam im Frühjahr 2008 mit dem gebürtigen Essener Jochen A. Rotthaus, damals noch Geschäftsführer der TSG. „Er kam wegen
des Neubaus des Stadions von Rot-Weiss nach Essen und hat uns erstmals bewusst auf den Verein aufmerksam ge- macht“, erklärt der Vorsitzende Karl-Heinz Rüsing: „Ich muss gestehen: Vorher wussten viele von uns nicht mal, wo Hoffenheim und Sinsheim liegen.“ Damals stand der Verein irgendwo im Mittelfeld der Zweiten Bundesliga. „Ab und zu hast Du mal was im ‘kicker’ gelesen. Aber eigentlich wusste man nur: Die wollen was Großes auf bauen“, sagt „Kalle“, wie Rüsing hier genannt wird. Die Idee, einen Fanclub zu gründen, sei aus einer „Bierlaune“ heraus entstanden. „Un- sere Stammkneipe konnte Unterstützung gut gebrauchen. Seither ist es unser Vereinslokal.“
Bei der Gründung hatte der Verein fünf Mitglieder, heute sind es 46. Nicht alle sind reine Hoffenheim-Fans: „Wir ha- ben auch Dortmunder und Schalker hier“, sagt Rüsing und zeigt auf den zweiten Vorsitzenden, Bernd Homski. „Ein Schalker!“ Der Fanclub fährt immer zum letzten Hoffen- heim-Heimspiel der Saison. Diese Saison heißt der Gegner am 14. Mai 2016 ausgerechnet Schalke. Wen Homski unter- stützt? „Ich werde jubeln – so oder so.“ Sogar ein Bayern-
Fan ist regelmäßig mit dem Fanclub unterwegs. „Den nehmen wir aber nicht in den Verein auf. Will der auch gar nicht“, sagt Rüsing lachend.
Wenn der Pott-Tross mit dem Bus gen Kraichgau fährt, darf natürlich auch die Currywurst nicht fehlen, zubereitet von einem Mitglied. Auf der Raststätte wird dann gegessen. Rüsing: „Was übrig bleibt, verteilen wir an Trucker.“ Die Bustour zum Schalke-Spiel ist schon jetzt ausgebucht: 51 Plätze sind belegt. Die Fahrten zu Auswärtsspielen in Nord- rhein-Westfalen nach Gelsenkirchen, Dortmund oder Mönchengladbach sind ähnlich beliebt.
Im Kraichgau wundert man sich gelegentlich über den Fan- club aus Essen, auch in Essen selbst stoßen die Blau-Wei- ßen oft auf Unverständnis. Rüsing ist 64, in Rente und könnte sich zurücklehnen. Das ist aber nicht sein Ding. Alle drei Monate wird eine Vereinszeitung produziert. Mor- gens, noch bevor seine Frau Hannelore aufsteht, arbeitet er für den Fanclub. Sogar der Urlaub wird nach den Spielta- gen geplant. Was der Verein ihm bedeutet? „Darf ich ant- worten?“, fragt seine Frau und tut es im gleichen Atemzug: „Alles! Er geht darin auf. Der Club kommt noch vor mir“, sagt sie und lacht. „Kalle“ Rüsing widerspricht nicht.
FANCLUB ESSEN/RUHR
Gegründet: März 2008
Mitglieder: 46
Internet: www.1899-ruhrfanclub.de
      Der Fanclub Essen/Ruhr TSG 1899 Hoffenheim im Vereinslokal Sonja‘s Treff in Essen, Vorsitzender Karl-Heinz Rüsing, 3. v.r. (stehend)
SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM 51

















































































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