Page 49 - Spielfeld_August_2015
P. 49

                  Verein
 In der U16 fällt Bieber dann erstmals aus – Pfeiffersches Drüsenfieber, drei Monate Pause. Danach findet er aber
zu alter Stärke zurück und ist für die komplette zweite Hälfte der Saison gesetzt. Diese endet wieder mit der Meis- terschaft. Nach dem Wechsel in die U17 kommt Bieber zunächst regelmäßig zum Einsatz. Doch im November 2013 im Spiel gegen den Karlsruher SC geht der damals 16-jähri- ge nach einem Luftkampf mit einem Gegenspieler unglück- lich zu Boden. Ein folgenschwerer Zusammenprall, der den Anfang einer bis heute währenden Leidenszeit bedeutet.
Zunächst spielt und trainiert der Nachwuchstorhüter je- doch noch einige Wochen weiter. Erst im Januar wird dann ein Meniskusriss diagnostiziert, der operativ behoben wer- den muss. Als er nach seiner Reha langsam wieder ins Trai- ning einsteigen will und erste Fangübungen macht, passiert sofort der nächste Unfall: Bieber bricht sich einen Finger.
Kurz nach der Heilung macht erneut das operierte Knie Probleme. Genauere Untersuchungen bringen eine er- schreckende Diagnose: Der Meniskus ist wieder gerissen, außerdem ist ein Loch im Knorpel entstanden. Die Ärzte an der Heidelberger ATOS-Klinik empfehlen eine Knor- peltransplantation. Bieber stimmt zu und lässt sich im August 2014 zweimal operieren. Der Erfolg einer solchen Transplantation lässt sich erst nach einem Jahr feststellen, aber im März 2015 gibt es den nächsten Rückschlag für das Torhüter-Talent. Die Ärzte stellen fest, dass
sich der Meniskus abgelöst hat. Erneut ist eine Operation notwendig.
Aus der Traum vom Profifußball
Zum ersten Mal bekommt Luca Bieber nun zu hören, dass es eventuell nicht mehr zum Fußballspielen auf Leis- tungsniveau reichen könnte. „Das war natürlich ein Schock“, sagt Bieber. „Ich war dann erst mal zu Hause und habe viel darüber nachgedacht, wie es weitergehen kann. Und ich habe versucht, es nicht
zu negativ zu sehen.“ Dass es mit dem Traum vom Profifußball aber wohl nichts werden wird, ist ihm in diesem Moment klar. „So realistisch bin ich“, sagt er.
In der vergangenen Saison konnte Bie- ber keine einzige Trainingseinheit ab- solvieren. Der Fokus richtet sich nun
gezwungenermaßen auch auf andere Dinge. Dass in der achtzehn99 AKADEMIE viel Wert auf die Schule und ein zweites Standbein gelegt wird, macht sich in einem Fall wie dem von Luca Bieber bezahlt. Dem eloquenten 18-Jährigen nimmt man es aber ab, wenn er sagt: „Es gibt auch viele andere Sachen, die mich interessieren: Ein duales Studium, ein Jahr im Ausland oder auch im Sport zu bleiben – das sind alles Optionen.“ Zunächst will der Schüler aber ein gutes Abitur an der Max-Weber-Schule hinlegen. „Seit mei- nen Verletzungen hat sich mein Bewusstsein für die Schule noch einmal verändert.“
Losgelassen hat ihn der Fußball aber noch nicht. Als Co-Trainer der U13 ist er am TSG-Förderzentrum in Zuzen- hausen aktiv und steht regelmäßig mit seinen Jungs auf dem Trainingsplatz. „Mir macht das großen Spaß, und es ist schön zu sehen, wie sich die Spieler entwickeln.“ Die Arbeit als Trainer könnte ihm auch dauerhaft zusagen. Vielleicht bedeutet das Ende seiner vielversprechenden Spielerkarri- ere also nur den Anfang einer genauso vielversprechenden Trainerlauf bahn.
       SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
49





















































































   47   48   49   50   51