Page 47 - Spielfeld_August_2015
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                                SO FUNKTIONIERT DAS PRINZIP GASTFAMILIE
Derzeit werden 40 Nachwuchsspieler der TSG 1899 Hoffenheim durch den Club un- tergebracht; neben den zwölf Plätzen im In- ternat sowie neun Spielern des älteren Jahr- gangs der U19, die in eigenen Wohnungen bzw. Wohngemeinschaften leben, sorgt das Prinzip der Gastfamilien für einen reibungslo- sen Übergang. „Wir lassen die Jugendlichen so lange wie möglich in ihrem familiären Um- feld“, erklärt Kai Rosar, Leiter Administration in der achtzehn99 AKADEMIE. Erst ab der U16 kommt die Unterbringung dann regel- mäßig zum Einsatz. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass das Gastfamilien-Modell für die jungen Spieler besser ist als das Inter- nat, weil sie dort eben noch den familiären Anschluss haben.“ 19 Kicker der TSG sind derzeit in Gastfamilien untergebracht. „Die
Das ist ihr Erziehungsprinzip, wobei: Erziehen, das möchte sie nicht. „Ich bin eben nicht ihre Mutter. Und was die Kinder bis zum Alter von 15 zu Hause nicht geschafft haben, lernen sie hier auch nicht mehr.“ Marcel und Dennis fanden es naturgemäß nicht immer so toll, dass ihr Gastbruder offenbar Privilegien genoss, Eifersucht machte sich manchmal breit. Und dazwischen Magdalena Frank, die ihren eigenen Söhnen bestätigen muss- te, dass die Familie Frank eben aus ihnen drei besteht – und der talentier- te Fußballer aus der achtzehn99 AKADEMIE nur ein Mitglied auf Zeit ist. „Ich begleite die Kinder ein Stück“, sagt Frank. „Aber eben nicht mehr. Ich habe eine Nebenrolle.“ Sie wirkt mit sich im Reinen. Ihre eigenen Kinder dagegen will sie „auf das Leben vorbereiten“ – und dazu gehört nun ein- mal, Aufgaben und Verantwortung zu übernehmen.
Nur in der Küche gilt auch für die Gastkicker strengstes Ordnungsprin- zip: „Kameraden, haltet die Küche sauber“, steht auf der Postkarte, die gut sichtbar drapiert ist. Es klappt. Meistens zumindest. Magdalena Frank kann ausschweifend erzählen von den Momenten „mit meinen Jungs“, wie sie sagt. Von den stillen Jugendlichen und den Wilden, den Schüchternen und den Draufgängerischen. „Es ist ja das Alter, in denen die Jungs viele Dinge das erste Mal erleben“, sagt Magdalena Frank und der Gesichtsausdruck lässt wenige Fragen offen. Der erste Alkohol, viel- leicht die heimliche Zigarette, das Date mit der Freundin. „Und dann kommen sie und fragen, ob ich das Geschenk hübsch einpacken kann.“
Nicolai Rapp hat solche Fragen auch schon gestellt. Er war 15, als er im Hause Frank einzog. Ein vermeintlich ruhiger Junge. Aber auch einer, der weiß, wie es geht: „Er ist mein Schlawiner.“ Nicolai Rapp lächelt nur: „Na ja, ich weiß zumindest, wie ich sie auf die Palme bringen kann.“ Magdalena Frank nickt. Ihre Gedanken gehen zurück, in das Jahr 2005, als es begann, voller Unsicherheit. Heute vermittelt sie den Eltern die Ruhe, sie ist die Erfahrene, die weiß, welche Klippen kommen. Es war nicht immer einfach in ihrem Leben, aber wie sie da so sitzt, spricht sie es aus: „Alles was passiert, hat einen Sinn.“ In der Hand hält sie eine Karte. Darauf ein junges Pärchen. Ihr erster Gastjunge Robert hat sie ihr zu Weihnachten geschrieben. Damit sie weiß, wie er heute aussieht.
Verein
  Aufgabe erfordert ein hohes Maß an Ide- alismus“, sagt Kai Rosar. Doch neben der gewachsenen Verantwortung und zeitlichen Beanspruchung bereichern die Gastkinder
ja den eigenen Alltag. Zudem begleiten und unterstützen die Gasteltern einen jungen Menschen auf dem Weg, seinen Traum von Profifußball zu verwirklichen. Die Familien werden dabei von Vereinsseite betreut, er- halten neben einer geringen Aufwandsent- schädigung auch persönliche Unterstützung. Ein Sozialpädagoge sucht die Familien regel- mäßig auf, zudem führt der Club regelmäßig Feedback-Gespräche mit Eltern und Kindern durch, um einen möglichst harmonischen Umgang zu gewährleisten. „Wir sind da schon sehr eng dran“, sagt Kai Rosar. Auch das Jugendamt untersucht die Familien auf ihre Tauglichkeit, um den Gasteltern die not- wendige Pflegeerlaubnis zu erteilen. Denn eines steht natürlich über allem: das Wohl des Kindes.
Wer sich als Gastfamilie bewerben möchte, sollte sich gerne melden bei achtzehn99 AKADEMIE, Herrn Kai Rosar Telefon: 07261 / 9477 – 202
E-Mail: kai.rosar@achtzehn99.de
 SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
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