Page 44 - Spielfeld_August_2015
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                 KIND AUF ZEIT – VERBINDUNG FÜRS LEBEN
E in gemütlicher Grillabend, vertraute Atmosphäre, die eigenen Eltern entspannt und gut drauf. Da soll- te es geschehen. Nicolai Rapp stieß seine Gastmut-
ter Magdalena Frank kurz von der Seite an: „Wolltest Du nicht noch etwas sagen?“ Frank wusste, dass sie es verspro- chen hatte. Sie schaute die Eltern ihres Gastjungen an und begann: „Der Nicolai will sich tätowieren lassen. Lasst ihn, bitte. Mit 18 macht er es sowieso, aber jetzt könnt ihr noch mitreden.“ Die Eltern waren baff, Nicolai Rapp war erleich- tert. Heute ziert ein kleines Tattoo mit dem Geburtsdatum seiner Mutter Sybille den linken Oberarm.
Magdalena Frank amüsiert sich bei dieser Erinnerung, weil sie sich einfügt in das Puzzle der vielen Momente mit „ih- ren Jungs“, die nicht ihre Kinder sind. Seit dem Jahr 2004 beherbergt die heute 43-jährige bereits Fußballer aus der achtzehn99 AKADAMIE, die nicht im dortigen Internat wohnen möchten, sondern eine Gastfamilie suchen. Eigent- lich war es eher ein Zufall. Während ihres Job bei „Anpfiff ins Leben“ registrierte Magdalena Frank, von den meisten kurz „Lena“ gerufen, dass es bei der Unterbringung eines Kindes Probleme gab. Also bot sie an, dem Club kurzfristig zu helfen: „Ich hatte ja den Platz“. Ein Junge wurde bei ihr einquartiert, gewissermaßen zum Schnuppern. Vorüberge- hend; so war es besprochen. Mittlerweile geht Magdalena Frank quasi in ihre elfte Saison.
Und das, obwohl sie trotz des Jobs in der Arena und inzwi- schen auch in der Küche der achtzehn99 AKADEMIE eigent- lich so gar keine Beziehung zum Fußball hat: „Ich weiß gerade, dass das Runde ins Eckige muss“, gluckst Frank.
„Ich interessiere mich wirklich nicht sonderlich dafür.“
Sie interessiert sich vor allem für Menschen. Sie hat schon manchen Profitraum platzen, aber eben auch wachsen und gedeihen sehen.
Zuletzt war es Nicolai Rapp, der insgesamt drei Jahre lang ein und aus ging im Hause Frank und in der Wohnung
der alleinerziehenden Mutter noch immer ein Zimmer hat. Trotz Volljährigkeit, trotz Profivertrag. „Ich habe ja Platz“, sagt Frank und Nicolai Rapp nutzt das Angebot gern, wenn ihm der Weg ins heimische Limbach zu weit erscheint. Aber was ist Magdalena Frank für ihn? Nicolai Rapp muss kurz innehalten: „Mama, Freundin, Tante, Kumpel“, zählt der 18-Jährige auf.
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